Tee-Apotheke für zu Hause
Viele leichte Gesundheitsstörungen kann man mit dem richtigen Tee gut und erst noch billig kurieren. saldo zeigt, welche Kräuter es braucht.
Inhalt
saldo 10/2006
24.05.2006
Angelica Schorre
Allen Lifestyle-Tees und exotischen Mischungen zum Trotz: Die Nachfrage nach Einzelkräutern wie Kamille, Brennnessel und Co. ist gestiegen. Bei spezialisierten Online-Shops wie www.teefischer.ch oder www.teezentrale.ch werden nicht nur vermehrt Kräuter in Teebeuteln oder Tüten verlangt, sondern auch teurere Produkte in kleinen Büchsen. Da können 42 Gramm Kamillenblüten schon mal 12 Franken kosten. In der Regel aber sind Kräuter- und Früchtetees billiger als ein Schmerzmittel.
Allen Lifestyle-Tees und exotischen Mischungen zum Trotz: Die Nachfrage nach Einzelkräutern wie Kamille, Brennnessel und Co. ist gestiegen. Bei spezialisierten Online-Shops wie www.teefischer.ch oder www.teezentrale.ch werden nicht nur vermehrt Kräuter in Teebeuteln oder Tüten verlangt, sondern auch teurere Produkte in kleinen Büchsen. Da können 42 Gramm Kamillenblüten schon mal 12 Franken kosten. In der Regel aber sind Kräuter- und Früchtetees billiger als ein Schmerzmittel.
Trotzdem greifen bei Fieber oder Kopfschmerzen viele schnell zur Tablette. Das wäre oft gar nicht nötig. Denn ein Lindenblüten- oder ein Kamillentee würden genauso gut wirken. Tee ist zudem schonender und sorgt auch für Flüssigkeitszufuhr. Viele Teekräuter kann man auch in der Natur sammeln. saldo zeigt, welche Kräuter in eine «Tee-Apotheke» gehören:
1 Brennnessel (Blätter): Harntreibend, nierenspülend, wirkt deshalb gut bei Rheuma, Gicht, Harnsteinen und Blasenentzündungen. Man muss aber schon mehrere Tassen pro Tag trinken. Kalten Brennnesseltee kann man auch zur Hautreinigung verwenden oder bei Entzündungen im Mundbereich gurgeln.
2 Hagebutte (Früchte): Stärkt die Immunabwehr und ist leicht harntreibend. Reich an Vitamin C, das nicht nur in der Schale, sondern auch in den Kernen sitzt. Damit die Vitamine nicht zerstört werden, muss man den Tee über Nacht kalt aufsetzen und erst dann erwärmen. Reiner Hagebuttentee ist hellorange, die dunkle Farbe in Fertigmischungen erhält er durch die Beigabe von Karkadeblüten.
3 Kamille (Blüten): Beruhigt und entspannt. Gut gegen Magen-Darm-Entzündungen. Der Naturarzt Maurice Mességué verwendete Kamillentee auch bei Spannungskopfschmerzen und Migräne.
4 Linde (Blätter mit Blüten): Gut bei Fieber und Nervosität, wirkt schweiss- und leicht harntreibend, entspannt und beruhigt. Als Kindertee sehr geeignet. Lindenblütentee kann auch bei Kopfschmerzen helfen - mehrere Tassen trinken.
5 Pfefferminze (Blätter): Fördert Gallenfluss und Verdauung, krampflösend. Daher ist Pfefferminztee gut gegen Blähungen, Magenschmerzen, Durchfall, Reisekrankheit. Die bei uns wild wachsende Rossminze ist wegen ihres hohen Mentholgehaltes nicht so gut verträglich.
6 Rotbuschtee (Rooibusch): Gut gegen Magen- und Darmprobleme, für Kinder sehr gut geeignet. Der Tee aus Südafrika ist wegen seines Anteils an Spurenelementen und Mineralstoffen auch ein gutes Sportgetränk.
7 Schafgarbe (Blätter und Blüten): Krampflösend und entzündungshemmend. Der Tee wirkt bei Magenproblemen und zu starker Menstruation.
8 Salbei (Blätter): Bei Schnupfen über dem Aufguss inhalieren und bei Halsschmerzen mit diesem gurgeln. Salbei wirkt gegen starkes Schwitzen, zum Beispiel in den Wechseljahren. Geeignet auch bei Reisekrankheit und Kopfweh. Bei Insektenstichen das zerdrückte Blatt auf die betroffene Stelle legen. Salbei wirkt anregend, darum nicht mehr als ein bis zwei Tassen pro Tag trinken.
9 Schwarztee: Wegen seiner Gerbstoffe gut bei Durchfall und Völlegefühl. Wirkt beruhigend, wenn man ihn 15 Minuten ziehen lässt, und anregend, wenn man ihn nur 3 bis 5 Minuten ziehen lässt.
10 Thymian (Blätter): Hustenlösend, hilft bei Kopfweh und Insektenstichen und wirkt generell desinfizierend.
11 Verveine oder wohlriechendes Eisenkraut (blühendes Kraut): Bei Katarrhen der oberen Luftwege und Sodbrennen.
Verveinetee wirkt menstruationsfördernd und beruhigend.
«Alle diese Teesorten sind problemlos kombinierbar», sagt der Solothurner Drogist Anton Löffel. Er empfiehlt als Tee fürs allgemeine Wohlbefinden eine Mischung aus Lindenblüten, Hagebutte, Pfefferminze, Verveine und - zur Abrundung - Orangenblüten. «Jeder kann sich seine ganz persönliche Mischung zusammenstellen.» Kalorienfrei gesüsst wird der Tee mit getrockneten Steviablättern.
Quellen: Maurice Mességué, «Das Mességué Heilkräuter-Lexikon», Ullstein 1994; «Heilwissen - von den Ursachen und der Behandlung von Krankheiten nach der hl. Hildegard von Bingen», Pattloch 1990.
Richtige Zubereitung
- Den besten Tee erhält man, wenn - einwandfreie - Blüten und Blätter in einem Gefäss aus Glas oder Keramik (kein Metall) kalt mit Wasser aufgegossen werden und über Nacht im Kühlschrank ziehen können. Dann wird der Tee erhitzt, aber nicht gekocht. 10 Minuten stehen lassen, absieben.
- Einen Tee aus Wurzeln und Rinden muss man zwingend mit heissem, nicht aber kochendem Wasser aufgiessen.
- Bei der Teemenge gilt: Ein bis zwei Teelöffel pro Tasse. Presst man den Tee in ein enges Metallei, kann er sein Aroma kaum entfalten. Am besten sind Teefilter aus Papier. Oder man gibt den Tee lose ins Wasser und schüttet ihn dann um.
Teekräuter sammeln
Feldthymian (Quendel), Lindenblüten, Brennnesseln oder Schafgarbe können in der Natur gesammelt werden. Aber: «Auf keinen Fall bei Regen, da ziehen sich die Wirkstoffe zurück oder werden ausgewaschen», sagt Drogist Hanspeter Horsch.
Pflanzen mit ätherischen Ölen wie etwa Thymian erntet man bei Sonnenhöchststand, dann ist der Ölgehalt am höchsten. Unbedingt saubere Orte aussuchen, die von Strassen entfernt liegen und «hundefrei» sind.
Dann die Pflanzen schnell trocknen: im nicht ganz geschlossenen Backofen bei 30 bis 40 Grad, wenn möglich mit Umluft. Den Tee verschlossen, dunkel und trocken lagern und innerhalb eines Jahres aufbrauchen.