Ein Durchschnittshaushalt mit vier Personen und einem Stromverbrauch von 4500 Kilowattstunden zahlt in diesem Jahr 62 Franken an die nationale Netzgesellschaft Swissgrid. Diese betreibt das Schweizer Hochspannungsnetz und ist mehrheitlich im Besitz von Kantonen und Gemeinden. 

Die Konsumenten und Unternehmen zahlen diese Netzgebühren zusammen mit der Stromrechnung. Je mehr Kilowattstunden sie verbrauchen, desto höhere Gebühren müssen sie für die Durchleitung des Stroms bezahlen. 

Das Schweizer Hochspannungsnetz gehört der Swissgrid erst seit letztem Jahr. Zuvor war das Netz zum Grossteil im Besitz der Stromkonzerne. 

Das Monopol der Swissgrid ist äusserst lukrativ

Deshalb zeigt sich erst jetzt, wie lukrativ das Geschäft mit dem Stromleitungsmonopol ist. Im letzten Jahr verbuchte das Unternehmen 50,6 Millionen Franken als Gewinn – fünfmal mehr als im Vorjahr. 

Die Perspektiven für das Monopolunternehmen sind so rosig, dass fast täglich Pensionskassen anrufen und fragen, ob sie sich an Swissgrid beteiligen können. Das erzählte der Swissgrid-Finanzchef der «Basler Zeitung».

Swissgrid kann nur deshalb eine so hohe Rendite mit Stromleitungen erwirtschaften, weil die Konsumenten gezwungen werden, hohe Gebühren für die Netznutzung zu zahlen. Je höher diese Gebühr, desto höher der Betriebsgewinn der Swissgrid.

Wie viel die Stromnetz­besitzerin verlangen darf, regelt der Bundesrat: Für das ins Stromnetz investierte Kapital darf Swissgrid ­einen bestimmten Maximalzins verlangen. Den schöpft Swissgrid voll aus. Je höher dieser Zins ist, desto höher sind die Gebühren für die Konsumenten – und desto höher ist der Gewinn der Netzbesitzer. 

Bundesratsentscheid kostet Konsumenten 165 Millionen Franken

Im März 2013 erhöhte der Bundesrat auf Wunsch der Stromlobby diesen Zinssatz. Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisierte dies scharf – aber ohne Erfolg. 

Das Bundesamt für En­ergie bestätigt, dass die ­Kon­sumenten 2014 wegen dieses Bundesratsentscheids rund 165 Millionen Franken mehr über die Stromrechnung bezahlen müssen als 2013. 

Pikant: Der Bundesrat rechtfertigte den höheren Zins damit, dass die Stromfirmen Geld bräuchten, um in die Netze zu investieren. Der Swissgrid-Verwaltungsrat will das Geld aber nächstens unter anderem dafür verwenden, den Aktionären eine Divi­dende von bis zu 6,9 Prozent auszuschütten. 

Genau davor hatte Preisüberwacher Meierhans gewarnt: Er befürchtete, «dass ein guter Teil der Zusatzeinnahmen in Form höherer Gewinne an die Eigentümer der Strom­netze ausgezahlt wird – also vorwiegend an Kantone und Gemeinden». 

Über die hohen Ge­winne auf Kosten der Strom­kunden kann sich auch der Swissgrid-Chef Pierre-Alain Graf freuen: Seine Bezüge stiegen in ­einem Jahr von 650 000 Franken auf 1,07 Mil­lionen Fran­ken – dank ­eines Bonussprungs um 70 000 Franken und einer Pensionskasseneinlage von 310 000 Franken. 

Swissgrid könnte einen tieferen Zins belasten

Die Swissgrid erklärt in ­ihrer Stellungnahme gegenüber saldo, die Übernahme des Hochspannungsnetzes habe nicht zu einer Mehrbelastung der Konsumenten geführt, sondern lediglich zu einer Gewinnverschiebung von der bisherigen Netz­eigentümern hin zu ­Swissgrid. Die Höhe der Rendite auf dem Stromnetz von 4,7 Prozent bestimme zudem nicht das Unternehmen, sondern der Bundesrat. 

Das trifft zu. Allerdings spricht der Text der ­Verordnung explizit von einem «Höchstwert». Das Bundesamt für Energie bestätigt denn auch, dass es der Netzbesitzerin freisteht, den Konsumenten einen tieferen Ansatz zu belasten. 
Dies würde auch Preisüberwacher Stefan Meierhans begrüssen. Swissgrid will davon aber nichts wissen.