Das System steht vor dem Kollaps!» Das sagt der Sprecher im Video «Der Generationenvertrag», einer Produktion der Uni St. Gallen (HSG) über die Zukunft der Altersvorsorge. Bildlich umgesetzt wird die Botschaft im Video mit einem kleinen Mädchen und einem alten Mann, die einen Turm von Schaumstoffwürfeln umstossen. Der knapp neunminütige Film kommt lustig und unterhaltsam daher, malt aber für die Altersvorsorge tiefschwarz. 

Finanziert wurde der Film durch Agora, ein ­Instrument des Schweizerischen Nationalfonds, das den Austausch zwischen Forschung und Bevölkerung fördern soll. Rund 20 000 Franken hat die Produktion gemäss Angaben der HSG gekostet. Der Film soll die Forschungs­ergebnisse von Mar­tin Eling, Professor für Versicherungswirtschaft an der HSG, auf den Punkt bringen. Eling publizierte 2012 eine Studie, wonach bis 2030 in der Altersvorsorge 110 Milliarden fehlen. 

Prognosen auf schlechter Basis

Elings Prognosen basieren auf Annahmen zur künftigen Lebens­erwartung, die auf wackligen Füssen stehen (saldo 1/13). Für seine Berechnungen hat er sich auf die nicht repräsentativen Daten der Pensionskasse der Stadt Zürich gestützt und diese – unter Annahme einer steigenden Lebenserwartung – in die Zukunft projiziert. So kommt er für 2030 auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von 89 Jahren für Männer und 91 Jahren für Frauen. Ob die Schweizer Rentner immer älter werden, ist aufgrund der Zahlen der letzten vier Jahre aber höchst fraglich. 

Im Film behauptet Eling: «Dank steigender Lebenserwartung und ­sinkender Geburtenraten wird unsere Bevölkerung im­mer älter.» Die ak­tuellen Statistiken seien alarmierend. Deshalb sei «die Erhöhung des Rentenalters unausweichlich». Er fordert, dass Renten automatisch gekürzt werden, wenn zu wenig Geld vorhanden ist. Und er verlangt eine neue, obligatorische Versicherung für Krankenpflege im hohen Alter. 

Obwohl harmlos verpackt, macht der Film auf Panik und betreibt Werbung für Reformen der Altersvorsorge. Das Projekt wird mit Geld des Nationalfonds – also mit Steuergeldern – finanziert. Pikant: Der Lehr­stuhl von Martin Eling wird durch den Schweizerischen Versicherungsverband und acht grosse Schweizer Versicherer unterstützt. 

Video interessiert kaum jemanden

Eling weist den Vorwurf der Panikmache und mangelnden Unabhängigkeit von der Versicherungswirtschaft von sich. Er beschreibe die Problemlage angemessen. Immerhin: Eine Breitenwirkung hat das ­Video bisher nicht entfaltet. Youtube, wo das Filmchen unter anderem verbreitet wird, hat für die deutsche Version erst 571 Aufrufe gezählt.