Die Schweizerische Multiple-Sklerose-Gesellschaft erhielt letztes Jahr 9,5 Millionen Franken von privaten Spendern. Dazu kamen 2,3 Millionen von der öffentlichen Hand. Auch mit der Pharmaindustrie kann es der Verein gut. Letztes Jahr spendete gemäss Jahresbericht allein Novartis 90 000 Franken. Von der Firma Merck gab es gut 65 000 Franken. 

Der Verein versteht sich «als erste Adresse bei Multiple Sklerose in der ganzen Schweiz» – für Betroffene, Fachpersonen und Angehörige. Multiple Sklerose (MS) ist eine unheilbare, entzündliche Krankheit des zentralen Nervensystems. 

2,9 Millionen Franken an die Forschung

Der grösste Ausgabenposten der MS-Gesellschaft war laut Jahresbericht 2015 mit 5,5 Millionen der Personalaufwand. An zweiter Stelle lagen die «Beiträge an Forschung», knapp 2,9 Millionen Franken. Für die Verteilung dieser Gelder zuständig ist ein 30-köpfiger wissenschaftlicher Beirat der Gesellschaft. Die meisten Mitglieder arbeiten und forschen selbst als Mediziner im Fachbereich Neurologie. 

Auffällig: Mehrere Mitglieder des Beirats erhielten von ihren Kollegen Forschungsgelder zugesprochen: Bei Patrice Lalive, Vizepräsident des Beirats und am Unispital Genf tätig, waren es zwischen 2010 und 2015 total 369 000 Franken. Burkhard Becher von der Uni Zürich erhielt im selben Zeitraum 420 000 Franken. Der Beirats-Präsidentin Britta Engelhardt vom Theodor-Kocher-Institut der Uni Bern bewilligten die Kollegen in dieser Periode Spendengelder im Umfang von 420 000 Franken. Lalive bestätigt gegenüber saldo die Summe. Becher kann sich nicht mehr exakt daran erinnern, Engelhardt mochte die Zahl nicht bestätigen. 

saldo wollte wissen: Besteht bei dieser Art von Geldvergabe nicht ein Interessenskonflikt im Beirat? Nein, heisst es bei der MS-Gesellschaft. Das Reglement für den Beirat schreibe vor, dass die Mitglieder in den Ausstand treten müssten, wenn ihre Projekte verhandelt würden. Laut MS-Gesellschaft verliessen Engelhardt, Lalive und Becher das Sitzungszimmer, als ihre Projekte besprochen wurden.