Zwischen Januar und Juni 2015 erzielten die SBB im Personenverkehr 26 Millionen Franken Gewinn. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2014 wiesen die Bundesbahnen für den Personenverkehr ein Minus von 2 Millionen Franken aus. Der Gewinn stieg also um 28 Millionen Franken. 

Das kleine Defizit im ersten Halbjahr 2014 entstand, weil die Bundesbahnen hohe Abschreibungen auf das Rollmaterial verbuchten. Umso mehr gilt: Im Personenverkehr lässt sich Geld verdienen. Im Gesamtjahr 2014 warf der Fernverkehr 71 Millionen Franken ab, mit dem Regionalverkehr lag der Gewinn gar bei 104 Millionen. Das liegt 8,1 Prozent über dem Vorjahr. Als Grund für das bessere Resultat nannten die SBB im Geschäftsbericht 2014 den Angebotsausbau und «Tarifmassnahmen», sprich höhere Billettpreise. 

­Bekanntlich erhöhten die SBB im letzten Dezember die ­Billettpreise im Durchschnitt um 2,3 Prozent. Seither zahlen Bahnkunden für eine 2.-Klasse-Tageskarte zum Halbtax 2,8 Prozent mehr, Einzelbillette sind 2,9 Prozent teurer, das Gene­ralabonnement 2. Klasse schlug gar um 3 Prozent (105 Franken) auf. Als Begründung für die Preiserhöhungen nannte der Verband öffentlicher Verkehr damals einen «prognostizierten Fehlbetrag» im Regionalverkehr. 

Reisende im Fernverkehr geschröpft 

Dass wegen angeblicher Defizite im Regionalverkehr die Billettpreise im Fernverkehr um 2,9 Prozent angehoben werden, ist nicht nachvollziehbar. Es sei denn, die SBB wollen die Bahnkunden im Fernverkehr noch mehr schröpfen, um ihren Gewinn zu steigern. 

saldo wollte wissen, wie stark der Gewinn im Fernverkehr im ersten Halbjahr 2015 stieg. Doch die SBB schweigen dazu. Die Gewinnzunahme im Personenverkehr sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die SBB drei Prozent mehr Passagiere befördert hätten, sowie auf Sparmassnahmen, sagt ein Sprecher. 

Die hohen Fernverkehrsgewinne der SBB sind auch dem Preisüberwacher ein Dorn im Auge. Damit die Passagiere nicht über Gebühr zur Kasse gebeten werden, müssen die SBB auf sein Geheiss den Kunden bis 2017 jährlich 29,2 Millionen Franken in Form von Sparbilletten zurückerstatten (siehe Unten). 

Doch der Verkauf harzt. Die SBB müssen deshalb jedem Besitzer eines Halbtax­abos in diesem und im nächsten Jahr einen Gutschein von 10 Franken zukommen lassen. Den Bon versenden die SBB per Post oder elektronisch. Er ist lediglich bis Ende Dezember gültig. Das entsprechende E-Mail ist zudem nicht vom normalen SBB-Newsletter zu unterscheiden. Wer es nur kurz anklickt, glaubt ein normales SBB-Werbemail vor sich zu haben.

Am Schalter nicht erhältlich

Die Sparbillette der SBB sind gemäss Ab­machung mit dem Preisüberwacher an einen bestimmten Zug gebunden. Sie kosten 30 bis 50 Prozent weniger als ein gewöhnliches ­Billett. Erhältlich sind die Sparbillette lediglich über die Handy-App der SBB oder bei einer Buchung im Internet, nicht aber an den Billettschaltern (www.sbb.ch/abos-billette/billette-schweiz/sparbillette.html).