Das SBB-Reisezentrum am Bahnhof Luzern ist nach ­einer zehnmonatigen Bauphase vom Untergeschoss ins erste Obergeschoss ans Tageslicht gezügelt»: So haben die SBB Ende Oktober den Umzug von Billettschaltern, Gepäckaufgabe sowie Geldwechsel in Luzern mitgeteilt. Diese Verlegung bedeutet für viele Reisende ­einen Umweg. Die Kundenorganisation «Pro Bahn» kritisiert: «Bahnkunden, die zum Beispiel im Parkhaus parkieren und ihr Gepäck einchecken wollen, werden künftig vom Parkhaus im UG zwei Stockwerke überwinden müssen.»

So muffig, wie es die SBB darstellen, ist das Untergeschoss in Luzern nicht: Es wird von vielen Reisenden als Ein- und Ausgang in die Stadt benutzt. Die meisten der rund 60 Geschäfte des Bahnhofs sind dort angesiedelt. Die Lage der Schalter war deshalb für die Bahnkunden praktisch. Jetzt werden dort die Modekette H&M, die Kosmetikläden Body Shop und Rituals sowie der Mobilfunkhändler Mobilezone einziehen. Für die SBB ist es finanziell einträglicher, diese Räume an Geschäfte zu vermieten. Die SBB sagen: «Wo sich früher das SBB-Reisebüro befand, wird eine ­Automatenzone eingerichtet. Nur ein Teil der Räume wird vermietet.»

Vorgehen von anderen Bahnhöfen bekannt

SBB-Kunden kennen die Strategie aus andern Bahnhöfen: Auch in Bern wurden die Billettschalter zulasten der Passagiere verschoben. Statt in der stark frequentierten Bahnhofshalle befinden sie sich nun einen Stock darüber. Die Schalter sind über eine Treppe, eine Rolltreppe oder einen Lift zu erreichen. Der Wartesaal liegt neu in einem Zwischengeschoss, und die Schliessfächer befinden sich in einem Abstellraum. Die besten Plätze nehmen McDonald’s, Starbucks und Swatch ein.

Dazu kommt: Seit 2004 haben die SBB die Zahl der Bahnhöfe mit bedienten Schaltern massiv reduziert –von 279 auf 179. Und dort, wo es überhaupt noch Schalter gibt, sind selbst in Stosszeiten nicht mehr alle geöffnet («K-Tipp» 7/2015). Auch in grossen Bahnhöfen wie Bern, Winterthur, Biel und St. Gallen sind die Öffnungszeiten der Schalter verkürzt worden. 

Schalter öffnen in Luzern nun später

Das neue Reisezentrum in Luzern hält es gleich: Die Schalter öffnen dort morgens neu um 6.40 Uhr statt um 6.15 Uhr. Die SBB begründen dies mit der geringen Nachfrage am frühen Morgen. Dafür könne tagsüber, wenn die Nachfrage gross sei, mehr Personal eingesetzt werden.  

Zum Umzug ins Obergeschoss und dem weiteren Weg schreiben die SBB: «Wir haben die Kritik ernst genommen und auf Anregung von ‹Pro Bahn› moderne und schnelle Lifte installiert. Die Kunden gelangen damit in wenigen Sekunden ins Obergeschoss.» 

Die Verkehrsbetriebe Luzern haben im Untergeschoss des Luzerner Bahnhofs ihre eigenen Schalter, wo nebst Bustickets auch SBB-Billette gekauft werden können. In ihrem Kundenmagazin nehmen sie die SBB auf die Schippe: «Während andere Transportunternehmen ihr Kundeninformationszentrum zügeln, bleiben wir bei unseren Kunden.»