Sepp Blatter von der Fifa soll seinem einstigen Spezi Michel Platini von der Uefa zwei Millionen Franken zugesteckt haben. «Zwei Freunde und zwei Mil­lionen», titelte der «Tages-Anzeiger», «Sepp und Michel», zog die «NZZ am Sonntag» nach. Radio und Fernsehen berichten regelmässig und aus­führlich über angebliche Verfehlungen beim Welt­fussball­verband. Warum eigentlich? Die Fifa ist ein privater Verein, der nicht für Transparenz in Geld­angelegen­heiten bekannt ist. Und dessen Funktionäre seit langem des Stim­menkaufs vor wichtigen Entscheidungen bezichtigt werden. Aufmerksamkeiten finanzieller Natur gehören in diesen Kreisen zum Comment.

Für die Schweizer Bevölkerung wichtiger als die Finanzen des Weltfussballverbands sind wohl zurzeit die Parlamentswahlen vom 18. Oktober. Die Medien sind sich einig: Die Parteien liefern sich gegenwärtig den teuersten Wahlkampf aller Zeiten. Woher kommt das viele Geld? Und weshalb unter­stützen wohlhabende Kreise und Unternehmen ganz bestimmte Parlamentarier? Erwarten sie etwa eine Gegenleistung dafür? Das würde die Wähler möglicherweise interessieren. 

Aber nicht die Journalisten. Höchst zaghafte Ansätze zu mehr Transparenz sind die Ausnahme: So erfährt man im «Blick», dass der Kaufmännische Verband Zürich den SP-Ständeratskandidaten mit 30 000 Franken unterstützt. Die Gewerkschaft Unia sponsert nach eigenen Angaben drei Nationalräte mit je 10 000 Franken. Der Schweizerische Versicherungsverband, der TCS, Krankenkassen, Versicherungen und Banken bestätigen zwar Wahlkampfspenden, sagen aber nicht, an wen wie viel Geld geht. Ein PR-Unternehmer versichert im «Blick» treuherzig, es gehe um hohe Beträge: «Und für grössere Spenden werden Gefälligkeiten erwartet.» Da wüsste man doch gerne mehr – mehr noch als über die Fifa.