Es gibt für mich nichts Aufregenderes, als stundenlang Briefmarken zu sortieren. Ich gehöre wohl zu den wenigen U-40-Briefmarkensammlern. Jeden Mittwochabend schliesse ich mich in mein Arbeitszimmer ein, höre Lieder von Francine Jordi (saldo 14/2016) und esse Schoggi-Schümli von Coop. Mit der Lupe (10-fach-Vergrösserung!) suche ich dann nach Abarten. Das sind minimale Abweichungen, zum Beispiel beim Druck oder bei der Zähnung der Briefmarken. 

Meine wertvollste Marke stammt von 1938. Sie zeigt den San Salvatore in Lugano. Bei der Schraffierung der dritten Bergflanke gibts bei meiner Marke nur 22 senkrechte Linien. Eine zu wenig. Diese Abart ist in der Fachliteratur nirgends verzeichnet. Ich schätze den Wert der Marke deshalb auf 5 Millionen Franken. Richtig: Ich arbeite bei saldo nur als Hobby.

Jetzt kommt es aber noch dicker: Zu Hause bunkere ich 100 Marken mit der Solar Impulse 2. Ausgabedatum war der 27. Juli 2016. Das ist der Tag, an dem Bertrand Piccard nach der Weltumrundung mit seinem Solar-Flugzeug in Abu Dhabi gelandet war.

Mit der Lupe entdeckte ich eine schöne Abart. Bei jeder Marke steht unten rechts jeweils das Ausgabejahr. Bei den Solar-Impulse- 2-Briefmarken stand aber nicht «2016», sondern «2015». Zuerst dachte ich: Wow, die Post hat einen Fehler gemacht. Ich bin noch reicher als reich. Dann kamen Zweifel: Nein, so dämlich ist die Post nicht. Also fragte ich nach. Die Post überlegte zwei Tage lang und gab zur Antwort: «Ursprünglich war die Landung der Solar Impulse für 2015 vorgesehen.» 

Daraus lerne ich erstens: Die Post ist nicht dämlich. Und zweitens: Ich bin um eine Abart und viel Geld ärmer. Hoffentlich stimmt zumindest der aufgedruckte Wert von 1 Franken.