Recycling: 1 Kilogramm Gold aus 50 000 Handys
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saldo 06/2013
02.04.2013
Letzte Aktualisierung:
03.04.2013
Thomas Lattmann
Untersuchungen der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) zeigen, dass die Rückgewinnung seltener Metalle aus alten Handys gegenüber der Neugewinnung ökologische Vorteile hat.
Alte Handys können bei Fachhändlern oder auf einer Gemeindesammelstelle abgegeben werden. Mit geringem Erfolg: In der Schweiz gelangten 2011 nur 20 Prozent der Verkaufsmenge zu den Recyclingstellen.
Die Kosten hat man beim Kauf mit der vo...
Untersuchungen der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) zeigen, dass die Rückgewinnung seltener Metalle aus alten Handys gegenüber der Neugewinnung ökologische Vorteile hat.
Alte Handys können bei Fachhändlern oder auf einer Gemeindesammelstelle abgegeben werden. Mit geringem Erfolg: In der Schweiz gelangten 2011 nur 20 Prozent der Verkaufsmenge zu den Recyclingstellen.
Die Kosten hat man beim Kauf mit der vorgezogenen Recyclinggebühr bezahlt. Die Handys gehen an ein Elektronik-Recyclingunternehmen wie etwa Immark in Regensdorf ZH (saldo 2/12). Schweizer Recyclingzentren entfernen bei Mobiltelefonen nur die Akkus. Diese werden im Recyclingwerk der Batrec Industrie AG in Wimmis BE zu wiederverwertbaren Produkten umgearbeitet.
Das eigentliche Mobiltelefon wird zu spezialisierten Schmelzwerken in Deutschland, Schweden und Belgien transportiert. Führend in der Wiederverwertung von Elektronikschrott ist die Metallhütte Umicore in Antwerpen. Mit speziellen Prozessen gelingt es Umicore, 19 Metalle zurückzugewinnen. Aus 50 000 Handys kann Umicore 1 Kilogramm Gold, 10 Kilogramm Silber, 400 Gramm Palladium und 420 Kilogramm Kupfer holen. Übrig bleibt Schlacke, die gemäss Umicore in Beton verarbeitet wird.
Viele wertvolle Metalle bleiben in der Schlacke zurück, weil die Rückgewinnung unrentabel wäre. Heinz Böni von der Empa in St. Gallen macht sich stark dafür, weitere seltene Metalle aus Handys und anderen Elektrogeräten zurückzugewinnen. Zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt sowie der Swico, die für die Organisation und Finanzierung des Recyclings von Elektroschrott verantwortlich ist, hat Böni ein Projekt aufgegleist. Das Ziel: Recycling der raren Metalle Neodym und Indium. «Es gibt von diesen Metallen in unserem Elektroschrott beträchtliche Mengen», sagt Böni. Damit sich die Rückgewinnung für die Verwertungsbetriebe lohnt, könnte man dafür Geld aus den vorgezogenen Recyclinggebühren verwenden, schlägt Böni vor.
Umweltschutz: Handywahl nach Umweltpunkten
Nicht alle Mobiltelefone sind gleich umweltverträglich. Swisscom weist für jedes angebotene Handy sogenannte Umweltpunkte aus. Ein Samsung Galaxy Note II 4G etwa erreicht nur 2,5 von 5 Punkten. Für die Bewertung verantwortlich ist die Klimaschutzstiftung Myclimate. Sie beurteilt die Handys für Swisscom. Die Punktzahl berechnet sich aus drei Kategorien:
- Geringer Stromverbrauch: Je weniger Strom ein Smartphone beim Laden und im Standby-Betrieb verbraucht, desto höher die Punktzahl.
- Geringe Herstellungsenergie: Handys mit kleiner Leiterplatte, kleinem Bildschirm und leichtem Akku kommen hier besser weg.
- Verantwortungsvolle Rohstoffauswahl: Mehr Punkte gibt es, wenn ein Hersteller auf gefährliche Stoffe wie Brom- und Antimon-Verbindungen verzichtet. Verwendet er Recyclingmaterial und geht er verantwortungsvoll mit heiklen Mineralien um, so gibt es mehr Punkte.
Für die Bewertungen stützt sich Myclimate auf Angaben der Hersteller, die sie nur auf ihre Plausibilität hin überprüft. Eine weitere wichtige Datenquelle ist der «Guide to Greener Electronics» der Umweltschutzorganisation Greenpeace.