Die Werbung für Online-Musikshops tönt wunderbar: Einfach die gewünschten Songs kaufen und herunterladen, auf den MP3-Player überspielen und überall hören. Doch die Realität sieht anders aus: Je nach Internetshop lassen sich die Lieder nur auf bestimmten MP3-Playern abspielen. So kann man die meisten Songs, die man im Apple-Laden iTunes-Musicstore gekauft hat, nur auf dem hauseigenen iPod anhören.
Apple-Konkurrent Microsoft hat eine ähnliche Strategie. Im Zune-Marketplace gekaufte Lieder laufen nur auf dem Zune-Abspielgerät. Der Online-Musikshop Musicload funktioniert ebenfalls nach diesem Prinzip, auch wenn hier mehr MP3-Player zur Verfügung stehen.
Song-Wiedergabe: Auf wenige Computer beschränkt
Wer also den falschen MP3-Player besitzt, hat bei diesen Angeboten Pech. Der Grund ist das sogenannte DRM – das digitale Rechte-Management. Dieses regelt, wie der Käufer seine Dateien benutzen kann – beispielsweise
wie oft er sich die heruntergeladene Musik überhaupt anhören kann. Ein Extremfall ist dabei die Variante von Zune: Kopiert man einen Song von einem Zune-Player auf einen zweiten, darf man dort den Song höchstens dreimal innerhalb von drei Tagen anhören – danach lässt er sich gar nicht mehr abspielen.
Eine weitere Einschränkung: Musikdateien aus Onlineshops funktionieren wegen DRM meist nur auf einer beschränkten Anzahl von Computern. So kann man gekaufte Musik vom iTunes-Musicstore auf höchstens fünf verschiedenen Rechnern abspielen. Für jeden Computer muss man sich
einzeln via Internet die Erlaubnis dazu einholen. Beim Shop Musicload kann man die Songs je nach Anbieter sogar auf nur vier Computer kopieren.
Diese massiven Einschränkungen kommen bei den Konsumenten schlecht an. Zwar denken die ersten Musikfirmen langsam um (siehe Kasten), doch sind dies bis jetzt Ausnahmen. Zum Glück gibt es für den grossen Rest der gekauften Musiktitel einfache Methoden, sie von ihrer DRM-Fessel zu lösen. saldo zeigt, wie man seine gekauften Medien vollumfänglich nutzen kann.
Einmal CD und zurück
Bei den meisten Online-Musikshops dürfen die Nutzer von ihren gekauften Songs mindestens einmal eine CD brennen. Der praktische Nebeneffekt: Erstellt man eine normale Musik-CD, gehen die DRM-Einschränkungen und jeder andere Kopierschutz verloren. Mit dem Windows Media Player oder iTunes lassen sich die Titel von der CD wieder als MP3-Dateien auf den Rechner zurückkopieren – nun sind sie kompatibel mit jedem MP3-Player.
Wichtig: Beim Brennen keine Daten-Disc erstellen, sondern eine Audio-CD. Nur so entsteht eine CD, die man auf jeder Stereoanlage hören kann.
Die Tonqualität nimmt mit dieser Methode geringfügig ab. Die Musikdatei wird zunächst in das CD-Format, danach zurück in eine MP3-Datei umgerechnet. Bei letzterer Umwandlung verschlechtert sich der Ton minimal.
Tipp: In dem Programm, mit dem man die CD wieder in MP3-Dateien umwandelt, sollte bei den MP3-Einstellungen die Bitrate möglichst hoch eingestellt werden (ab 192 kBit pro Sekunde).
Musik neu aufnehmen
Eine weitere Methode erinnert an die Zeiten des guten alten Kassettenrekorders: Damals hielt man ein Mikrofon an den Lautsprecher des Radios und nahm so die Musik neu auf. Die Tonqualität war zwar mehr schlecht als recht, dafür hatte man die Lieblingslieder endlich auf Kassette.
Dasselbe Prinzip funktioniert auch im PC-Zeitalter – aber mit deutlich besserem Ergebnis: Mit iTunes oder dem Windows Media Player spielt man die geschützte Musik ab und nimmt sie gleichzeitig mit einem sogenannten Audiorekorder wieder auf. Dieses Programm nimmt jeden Ton auf, den man gerade auf dem Rechner abspielt. So lassen sich ungeschützte Musiktitel herstellen, deren Tonqualität für MP3-Player bei weitem ausreicht. Erst auf Stereoanlagen fällt auch hier ein minimer Unterschied zum Original auf.
Für den PC geeignet ist der Audiorekorder No 23 Recorder (http://no23.de, unter «Recorder»). Die kostenlose Software ist einfach
zu bedienen: Tonqualität einstellen sowie das Dateiformat wählen, in das man aufnehmen will, und dann auf «Record» klicken. Ein vergleichbares kostenloses Programm für den Mac ist der Audio Recorder 3.1 (version tracker.com/dyn/moreinfo/macosx/17392).
iTunes-Kopien ohne Qualitätsverlust
Neben diesen Kopiermethoden gibt es auch noch ein Verfahren, bei dem die Tonqualität unangetastet bleibt – zumindest für die Titel des Onlineshops von iTunes. Mit der Freeware GT Fair Use 6.2.5 (www.hymn-project.org/down load.php) kann man den Kopierschikanen leicht ausweichen. Die so bearbeiteten Musiktitel lassen sich danach in iTunes problemlos ins MP3-Format übertragen. Achtung: Die Software funktioniert nur auf den Computern, auf denen man die Musik wegen der DRM-Einschränkungen überhaupt abspielen darf.
Doch eines kann die Software nicht verhindern: Beim iTunes-Musicstore enthalten alle gekauften Titel Angaben wie Benutzernamen und E-Mail-Adresse, die man im Shop hinterlegt hat. Gibt man den Song an Bekannte weiter, kommen andere Nutzer damit an die eigenen Daten. Abhilfe verspricht die Freeware Privatunes (www. privatunes.com, für PC und Mac). Mit wenigen Mausklicks befreit man damit die Datei von allen privaten Angaben.
Auch Filme lassen sich befreien
Wer seine Lieblingsfilme unterwegs auf dem Laptop sehen will, aber die wertvollen DVD-Boxen nicht mitnehmen möchte, muss die DVD kopieren. Doch auch bei Filmen verhindern Kopiersperren das Überspielen, obwohl der Konsument laut Schweizer Gesetz auch hier ein Recht auf eine Privatkopie hat.
Praktisch ist dazu die Freeware DVD Shrink (www.computer-shopping.ch/down loads/showdown/27, unbedingt Version 3.2.0.16 mit «DeCSS» verwenden). Mit ihr lassen sich auch DVDs mit Kopiersperren einfach auf die Festplatte speichern.
Ein grosser Vorteil der Software: Man kann auswählen, ob die gesamte DVD oder nur der Hauptfilm mit bestimmten Sprachen und Untertiteln kopiert wird. Ausserdem lässt sich der Film so stark komprimieren, dass er auf einem normalen Rohling Platz findet.
Wird die Software mit einer Kopiersperre nicht fertig, hilft vielleicht die Freeware DVD Fab HD Decrypter (www.dvdfab.com/free.htm) weiter. Ist der Film auf der Festplatte, kann man ihn mit DVD Shrink weiter bearbeiten. Eine Alternative für den Mac ist das Programm Mactheripper (www.version tracker.com/dyn/moreinfo/ macosx/22715).
Freie Musik im Netz
Bei einigen Online-Musikshops gibt es bereits Musiktitel ohne
digitales Rechtemanagement (DRM) zu kaufen. So ist es beim iTunes-Musicstore möglich, Angebote unter iTunes Plus ganz ohne Kopiereinschränkungen herunterzuladen. Dafür kostet ein einzelnes Musikstück rund 50 Rappen mehr.
Der Grund für diese neuen Freiheiten: Musikfirmen wie EMI beschlossen nach der massiven Kritik an den DRM-Schikanen, ihre Titel ungesperrt zu verkaufen.
Auch andere Shops wie Emusic (www.emusic. com) oder Media Online (www.mediaonline.de) stellen DRM-freie Downloads zur Verfügung.
Allerdings ist das Angebot an ungesperrter Musik hier meist auf kleinere Musiklabels beschränkt.
Trotz des guten Beispiels von EMI zögern die meisten grossen Firmen noch, die DRM-Schikanen abzuschaffen. Immerhin bietet Universal in nächster Zeit probehalber in den USA via Amazon DRM-freie Musik an.
Europäische Konsumenten können das Angebot bis auf Weiteres aber nicht nutzen.�