Laut der Unesco sind fast 3000 Sprachen vom Ver­schwinden bedroht. Andererseits entstehen auch neue Sprachen, zum Beispiel die Postshop-Sprache.

Leider sind die Zeiten vorbei, als man in den Postfilialen in der Wartezeit einen Staubsauger oder ein Set Duftkerzen kaufen konnte. Heute muss man auf die Internetseite Postshop.ch ausweichen, um die Schweizer Post mit dem Kauf von überteuerten Produkten unterstützen zu können. 

Es lohnt sich reinzuschauen. Denn bei den Produktbeschreibungen lernt man eine ganz neue Sprache kennen. Sie hebt sich von der Sprache Deutsch sowohl in der Grammatik wie auch in der Syntax stark ab. Als erste Lektion empfiehlt sich das Studium des Schmucksortiments. Eine herab­ge­setzte Kette fällt dabei besonders auf. Auf Postshop-Deutsch: «Wunderschöner Luxus verströhmender Anghänger.» Schön sieht auch ein «Talismann» aus. Das Wort «Liebe» ist in «9 Sparchen» graviert. Der Talisman(n) «repräsen­tiert die Reinheit der Liebe zwischen Liebenden». Der Satz könnte von Goethe stammen. Einfach auf Postshop-Deutsch. 

Interesse an einem «Silberbaren»? Der «kann an einem feinen Kettchen getragen werden, von dem der dank der gebohrten Öse in der oberen Ecke diagonal herabhängt». Leider ist er zurzeit nicht mehr lieferbar. 

Die neue Sprache hat auch längst die Welt der Technik erobert. Ein «Babyphone mit Kamera mit Schlaflieder» hat bei «optimalen Bedinungen» ein «Nachtlicht in Babyeinheit». Das ist neu. Bisher kannte man nur Lautstärke in Babyeinheit. 

Hoffentlich schlafen die Kleinen nicht mit Postshop-«Betttwaren»– etwa mit dem «Billerbeck Bamboo Puntina Duvet». Diese sind nämlich «gefüllt mit einer geschmeidg leichten Bambus­faser». Mit einer einzigen? Hört sich nicht so bequem an. Aber wenigstens stammt die Faser aus «nachaltiger» Bewirtschaftung.