Postfinance kündigte in den letzten Tagen Vereinen und Unternehmen massive Gebührenaufschläge an. Ab nächstem Jahr zahlen sie eine Jahresgebühr von 60 Franken pro Konto. Bisher war die Kontoführung ab einem Guthaben von 7500 Franken kostenlos. 

Zum Vergleich: Kunden der Appenzeller Kantonalbank bezahlen einen Fünf­liber für die Führung ihres Kontos – pro Jahr.

Die Kontogebühr ist nur ein Beispiel von 13 Aufschlägen: 

  • Neu kostet ein monat­licher Kontoauszug 3 Franken, bisher war dieser kostenlos. 
  • Ein täglicher Kontoauszug ist neu für 24 Franken pro Monat zu haben – viermal mehr als bisher. 
  • Dreimal so viel wie bisher kostet der wöchentliche Kontoauszug, nämlich neu 12 Franken pro Monat, und der halbmonatliche Kontoauszug kostet neu 6 Franken pro Monat. 
  • Einen Preisaufschlag von 100 Prozent verlangt die Postfinance für Nachforschungen zu Überweisungen im In- und im Ausland. Sie kosten neu pauschal 30 bzw. 60 Franken. 

Damit aber nicht genug: Schon ab 1. November 2015 streicht Postfinance die Verzinsung auf den Guthaben von Vereinen und Geschäftskunden. Bisher wurde den Konten noch ein Zins von 0,01 Prozent gutgeschrieben.  

Postfinance spricht in der Mitteilung an ihre Kundschaft von «Preisanpassungen». Allerdings liegt die Teuerung in den letzten sieben Jahren bei null. Johannes Möri, Sprecher von Postfinance, begründet die happigen Aufschläge gegenüber saldo so: «Aufgrund der höheren Margen im Gesamtgeschäft konnten wir die Kontoführung bisher ab einem Guthaben von 7500 Franken kostenlos anbieten. Im aktuellen Zinsumfeld ist das nicht mehr möglich.»

Postfinance führt heute rund 300 000 Vereins- und Geschäftskonten. Auf wie vielen Konten von Vereinen und Geschäftskunden mehr als 7500 Franken durchschnittlich im Jahr liegen, will Postfinance nicht bekanntgeben. 

Gewinn steigt auch dieses Jahr weiter

Klar ist: Die Postfinance verdiente an den Konten schon bisher gut. Die Kommis­sions- und Dienstleistungserträge stiegen im Jahr 2014 gemäss Geschäftsbericht der Postfinance um 11 Prozent oder um 17 Millionen auf 175 Millionen Franken. Gleichzeitig schrumpften die internen Kosten um 1 Million. 

Kommt hinzu: Postfinance erwirtschaftet seit Jahren satte Gewinne. Der Bruttogewinn lag letztes Jahr bei 539 Millionen Franken. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres legte der Gewinn wieder um 6 Prozent zu. Das sind 32 Millionen Franken mehr als im Vorjahreshalbjahr. 

Die Gebühren der Privatkonten will Postfinance nach eigenen Aussagen bis auf weiteres nicht erhöhen – allerdings ohne Gewähr. Gedreht wird aber schon heute an der Zinsschraube: Ab 1. November schrumpft der Zins auf allen Privatkonten von 0,1 Prozent auf 0,05 Prozent. Postfinance-Sprecher Johannes Möri: «Gleichzeitig sinken auch alle Zinsen auf E-Spar-, Vorsorge- und Freizügigkeitskonten der Privatkunden.» Dies betrifft rund drei Millionen Kunden.