Süssigkeiten, Zahnbürsten, Badekugeln und vieles andere – Poststellen gleichen immer mehr Gemischtwarenläden (saldo 1/13). Umgesetzt hat diese Geschäftspraxis Poststellenleiter Patrick Salamin. Dieser war zuvor Marketingchef beim Pommes-Chips-Hersteller Zweifel Pomy-Chips, bei der Uhren- und Schmuckfirma Cartier und bei Colgate-Palmolive. 

Ein Beispiel für eine externe Einsteigerin mit Managementausbildung ist auch Jeannine Pilloud, seit 2011 Leiterin Personenverkehr bei den SBB. Die ehemalige «Blick»-Journalistin und ausgebildete Architektin ist heute Inhaberin eines Masters of Business Administration einer Londoner Universität. Bevor Pilloud zu den SBB kam, war sie in verschiedenen Managementfunktionen im Bereich Datenverarbeitung tätig, unter anderem bei IBM. Erfahrungen bei Bahnen oder im Personenverkehr? Bei den SBB offenbar nicht nötig. 


Kostenoptimierung statt verbesserte Dienstleistungen

Post, SBB und Swisscom legen bei der Besetzung der Geschäftsleitung offenbar vor allem Wert auf Managementausbildung statt auf langjährige interne Erfahrung im Unternehmen. Vorwissen über das eigentliche Geschäft ist anscheinend unnötig. Viele Geschäftsleitungsmitglieder verfügen über einen betriebswirtschaftlichen Abschluss einer Universität oder einen sogenannten Master of Business Administration. Das hat nicht nur Vorteile. 

Solche Manager legen ihr Hauptaugenmerk auf Kosten- und Prozessoptimierung, meint zum Beispiel René Fürst, langjähriger Branchenleiter Post/Logistik beim Personalverband Transfair: «Heute berechnet die Post die Wege ihrer Briefträger genau und macht Vorgaben dazu, wie lange sie dazu Zeit haben.» Gleichzeitig geht der Dienstleistungsgedanke vergessen.


Unternehmensziel: Höhere Preise und noch mehr Gewinn 

Post-Chefin Susanne Ruoff will trotz Jahresgewinnen von fast einer Milliarde die A- und B-Post-Tarife erhöhen. Gegenüber der «Sonntagszeitung» behauptete sie, die Post fahre in diesem Bereich ein Defizit ein. «Das müssen wir wenn möglich ändern.» Zu einem anderen Schluss kam der Preisüberwacher: Kunden zahlen zu viel für Brief- und Paketporti. Er hat daher ein Verfahren gegen die Post eingeleitet.

Höhere Preise, noch mehr Profit – so die Logik. Kein Wunder: Auch Ruoff verfügt über einen Executive Master of Business Administration. Vor der Post war sie beim Informatikunternehmen IBM und bei der British Telecom angestellt. Einschlägige Berufserfahrung: keine.

Post und SBB wollten zum Sachverhalt nicht Stellung nehmen.