Die einzige Möglichkeit, gegenwärtig eine bedeutende Sammlung zu besuchen, sind virtuelle Rundgänge. Sie sind realen Besuchen teilweise sogar überlegen. Normalerweise drängen sich vor der Mona Lisa im Pariser Louvre Scharen von Besuchern. Per Internet hat man hingegen freie Sicht auf die berühmtesten Kunstwerke. Manche Bilder kann man sogar per Mausklick ganz genau anschauen (siehe Kasten).
Viele Museen stellen zudem Hintergrundwissen zu den Kunstwerken bereit. Nicht zuletzt lassen sich so Ausstellungen entdecken, die man bisher nicht kannte. Die Internettouren kosten keinen Eintritt.
Louvre, Paris: Unverstellter Blick auf die Mona Lisa
An normalen Tagen lässt sich die Mona Lisa oft nur von weitem betrachten. Virtuell ist es kein Problem, Leonardo da Vincis Porträt näher zu kommen. Doch auch sonst lohnt sich der digitale Besuch im meistbesuchten Museum der Welt mit seinen 35 000 ausgestellten Werken. Besucher können mit Hilfe der Plattform Youvisit im 360-Grad-Modus die Glaspyramide des chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei vor dem Museum umrunden, aber auch viele Hallen und Räume durchschreiten. Das Pariser Museum bietet daneben ein Digitalarchiv mit eigenen Kunstwerken und einige Onlinetouren, etwa durch seine ägyptische Abteilung oder die Gallerie d’Apollon.
www.louvre.fr/en/visites-en-ligne
www.youvisit.com/tour/louvremuseum
Metropolitan Museum of Art, New York: Zwischen Rittern und Kunststudenten
Das Metropolitan Museum of Art zählt zu den Vorreitern virtueller Museumstouren – dank des «The Met 360° Project»: Sechs mehrminütige, interaktive Videos begleiten Besucher durch berühmte Teile des grössten Kunstmuseums der USA. Sie wirken lebensnah, weil sie durch belebte Räume führen. So füllt sich in einer Tour die mächtige Eingangshalle mit Menschen. Im Nachbau des mittelalterlichen Klosters «Met Cloister» schlendert man mit anderen Besuchern durch Kreuzgänge, im ägyptischen Tempel von Dendur vorbei an Sphinxskulpturen. Im «Amerikanischen Flügel» kann man zeichnenden Kunststudierenden über die Schulter schauen. In der Waffen- und Rüstungsabteilung sieht man Besucher neben berittenen Ritterfiguren herumlaufen.
www.metmuseum.org ! Art ! Online Features ! The Met 360º Project
British Museum, London: Die Geschichte der Menschheit erkunden
Einen ungewöhnlichen Internet-zugang bietet das British Museum. Beim Projekt «Museum of the World» kann man per Maus auf Entdeckungstour durch die Menschheitsgeschichte gehen. Dabei lassen sich wichtige Exponate im Besitz des Museums nach Epochen, Kontinenten und Themenschwerpunkten wie Handel, Kunst, Religion, Umgang mit Leben und Tod oder Herrschaft finden. Zum Beispiel ein Bumerang der australischen Aborigines, der erste tibetanische Geldschein aus dem Jahr 1912 oder indische Münzen aus der muslimischen Moghul-Herrschaft im 16. Jahrhundert. Das Tolle daran: Zu jedem Exponat gibt es ein Bild, eine Erklärung und eine Audiodatei. Wer lieber durchs British Museum streifen will, kann auch das tun – dank des Google-Projekts «Arts & Culture» (siehe Kasten).
Britishmuseum.withgoogle.com
Bode-Museum, Berlin: Preussens Beitrag zum Weltkulturerbe
Das Bode-Museum gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Online-besucher können die prunkvollen Neobarockräume im Erdgeschoss und einen Teil des Obergeschosses in der 360-Grad-Ansicht besichtigen: Schwerpunkte der Sammlung der Preussenkönige sind byzantinische Kunst sowie Skulpturen und Gemälde von der Gotik bis zum Barock. Pluspunkt: Per Internet sind alle 850 Exponate zu sehen - nicht nur eine Auswahl.
Bode360.smb.museum
Schweizer Museen mit Nachholbedarf
Das Internetangebot ist noch ausbaufähig. Die Kunstmuseen Basel, Zürich und Lausanne, das Landesmuseum Zürich oder das Berner Zentrum Paul Klee machen ihre Sammlungen zum Teil online zugänglich. Mehr bietet das Museum Tinguely in Basel: Ein Multimediaguide bringt Interessenten mit vielen Videos, Animationen und Spielen Jean Tinguelys Installationen näher.
www.tinguely.ch ! Multimediaguide
Freier Eintritt in 2000 Museen
Die Macher des Google-Projekts «Arts & Culture» erstellten mit weltweit rund 2000 Galerien und Museen virtuelle Rundgänge im Stil von Googles Streetview. So lässt sich mit der Google-App Sandro Botticellis «Geburt der Venus» in den Uffizien in Florenz genauso betrachten wie japanische Kunst im Tokio Fuji Art Museum. Auch Schweizer Museen wie die Fondation Beyeler machen mit. Dazu gibt es kluge Erläuterungen zur Geschichte der Gemälde. Persönliche Nähe zur Kunst kann auch ein weiteres Feature der Handy-App schaffen: Mit dem «Art Selfie» kann man ein Selbstporträt von sich aufnehmen und es mit Tausenden von Kunstwerken vergleichen. Am Ende bekommt man eine Auswahl an Porträts alter Meister, die dem Selfie ähneln.
Die App «Google Arts & Culture» kann man für Androidhandys im Play Store und für iPhones im App Store kostenlos herunterladen.