Mehr Abgas, weniger Steuern

Wer ein energieeffizientes Auto kauft, muss in 15 Kantonen weniger Motorfahrzeugsteuern zahlen. So die Theorie. In der Praxis werden oft die Falschen belohnt.

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saldo 09/2013

15.05.2013

Yves Demuth

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Die Kantone bestimmen die Höhe der Strassenverkehrssteuern. Die meisten gewähren den Besitzern energieeffizienter Autos einen schönen Steuerrabatt. Ab 2014 wird auch der Kanton Zürich einführen, was in 15 anderen Kantonen bereits Gesetz ist.

Beispiel: Ein Käufer eines neuen VW Golf (Modell 2.0 TDI DSG) zahlt ab 2014 in Zürich während vier Jahren Fr. 505.60 weniger Motorfahrzeugsteuern als ein Fiat-Panda-Käufer (Modell 1.2 Lounge) – obwohl der Panda für gut 54 000 Kilometer Wegstrecke 1,7 Tonnen weniger CO₂ ausstösst als der Golf.

Höherer Verbrauch auf der Strasse

Grund für den fragwürdigen Rabatt: Auf dem Testrollband schluckt der Golf nur 4,4 Liter auf 100 Kilometer. Der Bund adelt ihn deshalb mit der Energieetikette der Effizienzklasse A. Auf der Strasse im TCS-Praxistest verbraucht der VW Golf aber 25 Prozent mehr.

Der Fiat-Panda-Käufer muss die volle Steuer zahlen, da sein Auto auf dem Rollband nur Effizienzklasse C erreicht. Auch der Panda verbraucht in der Praxis mehr – aber nur 8 Prozent.

Kluft zwischen Etikette und Praxis nimmt zu

Das ist kein Einzelfall. Das zeigen 91 Praxistests des Automobil Clubs Europa. Im Schnitt liegt der Treibstoffverbrauch in der Praxis 13,4 Prozent höher als die Hersteller glauben machen. Die Maximalabweichung lag bei 39 Prozent. Der TCS kommt in seiner neusten Studie auf einen durchschnittlichen Unterschied von 17 Prozent. Die Kluft zwischen Realität und Etikette hat sich demnach in den letzten 13 Jahren von 5 auf 17 Prozent vergrössert. Grund: Im knapp 20-minütigen Test liegt das Durchschnittstempo bei nur 32,5 Stundenkilometern, Klimaanlage und anderes ist ausgeschaltet (saldo 13/12).

Der Praxisvergleich zeigt, dass der Panda auf der Strasse 20 Prozent weniger CO₂ ausstösst als der Golf. Trotzdem zahlt der Golf-Käufer in neun Kantonen weniger Steuern als der Panda-Fahrer, wie eine saldo-Analyse zeigt. In St. Gallen ist der Unterschied mit jährlich 369 Franken am grössten, im Tessin mit 24 Franken am kleinsten.

«In den meisten Kantonen können die Ökobonus-Systeme nicht halten, was sie versprechen», sagt Kurt Egli, Autospezialist beim Verkehrsclub VCS. Die Steuerrabatte würden viele Fahrzeughalter verärgern, weil sie die Falschen begünstigen. Zudem seien die Anreize zu klein, um eine Lenkungswirkung zu erzielen.

Eine Lösung fand unter anderen der Kanton Wallis. Dort geht der Golf-Käufer leer aus, obwohl Effizienzklasse-A-Autos einen Steuerrabatt von 70 Prozent erhalten. Den Ökobonus erhält nur, wessen Auto einen CO₂-Ausstoss von maximal 115 Gramm pro Kilometer hat. Das kann der Golf nicht bieten.

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