Seit einem Jahr lebe ich mit einem Kater zusammen. Kurz nach seinem Einzug hatte er bereits mein weisses Sofa ­ruiniert und die neuen Vorhänge auf dem ­Gewissen. Seither dezimierte er noch meinen Zimmerpflanzenbestand um 70 Prozent. Und meine Beine und Arme sehen aus, als würde ich mich in Stacheldraht wälzen. Ich liebe ihn trotzdem.

Was bei einem Mann sofort zu einem Hausverbot führen würde, mildert meine ­Liebe zum Kater nicht im geringsten.

Bin ich bescheuert?

Vielleicht. Aber Katzen machen sich ihre eigenen Regeln. Und wir Menschen tendieren dazu, uns ihnen in kürzester Zeit unterzuordnen.

So wenig anspruchsvoll der Kater beim Verzehr von Zimmerpflanzen, Vorhängen und Sofakissen ist, so wählerisch gibt er sich beim Katzenfutter, das ich ihm zwei Mal am Tag hinstelle.

Nur Huhn ist knapp gut genug. Bei Lamm oder Fisch aber zuckt er verächtlich mit den Schnurrhaaren und trollt sich.

Eigentlich hat er ja recht. Bei meinen Streifzügen durch die Tierfutterregale verschiedener Detailhändler bin ich noch nie auf wirklich katzengerechtes Futter gestossen – zum Beispiel auf Mäuse, Amseln oder Blindschleichen.

Nein, liebe Tierfutterhersteller: Katzen würden kein Whiskas kaufen. Sie würden sich für Frische-Amsel-an-geschnetzelter-Zimmerpflanze entscheiden. Oder für Mäusefilet-garniert-mit-Blindschleiche- und-neuen-Vorhängen.