Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit wählen heute fast 40 Prozent der Krankenversicherten ein Hausarztmodell, um Prämien zu sparen. Bei diesem muss man im Krankheitsfall immer zuerst den gewählten Hausarzt aufsuchen. Im Vergleich zum Standardmodell mit freier Arztwahl lassen sich so bis zu 20 Prozent sparen. Die Prämien kann man auf der Internetseite Priminfo des Bundes mit wenigen Klicks vergleichen – ohne Werbung und versteckte Provisionen für Vermittler.
Doch nicht nur bei den Prämien der Hausarztmodelle bestehen grosse Unterschiede, sondern auch bei den Versicherungsbedingungen. Das zeigt der Fall einer saldo-Leserin aus Emmenbrücke LU. Bei ihrem bisherigen Hausarztmodell mit der ordentlichen Franchise von 300 Franken inklusive Unfalldeckung bei der Visana wäre mit Beginn des nächsten Jahres eine Prämienerhöhung fällig gewesen. Neu hätte sie Fr. 453.20 pro Monat bezahlt. Gibt man auf Priminfo ihren Wohnort und ihren Jahrgang ein, und wählt man die Franchise 300 Franken sowie das gewünschte Versicherungsmodell «Hausarzt», erhält man die Alternativangebote anderer Kassen.
Zuoberst auf der Liste stand die günstigste Versicherung «Pharmed» von Assura für 370 Franken pro Monat – pro Jahr knapp 1000 Franken günstiger als die Visana. Der Haken: Beim Modell «Pharmed» müssen Versicherte die Medikamente bei einer von der Krankenkasse bestimmten Apotheke kaufen, sonst erstattet die Krankenkasse die Kosten nicht. Eine solche Apotheke gibt es in Emmenbrücke aber nicht. Die Rentnerin müsste daher nach Luzern fahren.
Günstigere Prämien, aber unter dem Strich teurer
Als zweitgünstigste Hausarztversicherung zeigte Priminfo der Luzernerin das «BeneFit PLUS – Hausarztmodell 16 %» der Helsana-Tochter Progrès an. Sie kostet Fr. 370.40 pro Monat. Doch in Emmenbrücke gibt es keinen Hausarzt, bei dem Versicherte 16 Prozent Rabatt erhalten. Der maximale Rabatt beträgt 12 Prozent, bei den meisten Hausärzten sogar nur 10 Prozent. Die Prämien sind entsprechend höher.
Die Versicherungen an dritter und vierter Stelle der Liste wären für die Leserin günstiger. Priminfo schlägt die Modelle «Gesundheitspraxisversicherung T2» und «Multimed» der CSS vor. Prämien: je Fr. 379.10 pro Monat. Sparpotenzial: rund 890 Franken. Nur: Die «Gesundheitspraxisversicherung T2» ist keine Hausarzt-, sondern eine Gruppenpraxis/HMO-Versicherung. Und «Multimed» ist ein Mix aus Hausarztversicherung und Telemedizin. Patienten müssen zum gewählten Hausarzt gehen oder eine medizinische Hotline anrufen.
Die erste Hausarztversicherung ohne Einschränkungen kommt erst an fünfter Stelle: Es ist das Modell von Assura für Fr. 382.70 pro Monat. Sparpotenzial pro Jahr: rund 850 Franken.
Man sollte prüfen, ob das Modell am Wohnort wählbar ist
Der Bund und die Krankenkassen schieben sich die Verantwortung für die unübersichtliche Darstellung auf dem Prämienrechner gegenseitig zu. Von Seiten der Krankenkassen heisst es, dass man keinen Einfluss auf die Platzierung der Modelle auf Priminfo.ch hat. Das Bundesamt hingegen sagt, die Kassen würden angeben, in welche Priminfo-Kategorie sie ihre Modelle einteilen möchten.
Tipp: Vor dem Kassenwechsel sollten Versicherte prüfen, ob das Angebot an ihrem Wohnort auch tatsächlich wählbar ist und welche Verpflichtungen mit dem Prämienmodell verbunden sind. Denn hält man sich nicht an die Regeln, kann die Kasse im schlimmsten Fall Zahlungen verweigern (vgl. «K-Tipp» 17/2020).