Internet-Zugang: Welche Bandbreite brauche ich wirklich?
Superschnelles Surfen im Internet ist teuer. Und nur wenige benötigen die hohen Geschwindigkeiten wirklich. saldo sagt, welchen Breitbandzugang es für welche Bedürfnisse braucht.
Inhalt
saldo 11/2007
13.06.2007
Andreas Grote
Keine Frage: Das heutige Internet ist für einen schnellen Breitbandzugang mit ADSL- oder Kabelanschluss ausgelegt. Mit dem guten alten Analogmodem würde das Verschicken hochauflösender Digitalfotos per E-Mail Stunden dauern. Ebenso das Aufrufen von Websites mit vielen Bildern oder das Herunterladen von Musik und Filmen. Fernsehen und Telefonieren via Internet schliesslich wären ohne Breitbandzugang gar nicht möglich.
Doch auch beim Breitband gibt es verschiedene Geschwindigkeitsklasse...
Keine Frage: Das heutige Internet ist für einen schnellen Breitbandzugang mit ADSL- oder Kabelanschluss ausgelegt. Mit dem guten alten Analogmodem würde das Verschicken hochauflösender Digitalfotos per E-Mail Stunden dauern. Ebenso das Aufrufen von Websites mit vielen Bildern oder das Herunterladen von Musik und Filmen. Fernsehen und Telefonieren via Internet schliesslich wären ohne Breitbandzugang gar nicht möglich.
Doch auch beim Breitband gibt es verschiedene Geschwindigkeitsklassen. Sie unterscheiden sich darin, wie schnell die Daten aus dem Internet beim Nutzer ankommen (Download), beziehungsweise wie schnell er Daten von seinem Rechner aus ins Internet versenden kann (Upload). Je schneller das funktioniert, umso teurer ist der Zugang.
Und das kann ins Geld gehen: Denn die schnellsten Internetzugänge, die zurzeit beworben werden, kosten fast doppelt so viel wie ein für die normale Nutzung ausreichender (siehe Tabelle). Da lohnt es sich abzuwägen, ob die hohe Geschwindigkeit tatsächlich benötigt wird.
saldo sagt, welchen Anschluss es für welche Bedürfnisse braucht.
300-Kbit-Anschluss: Zum Mailen und gemächlich Surfen
Der langsamste ADSL-Anschluss hat eine Download-Rate von 300 Kilobit pro Sekunde (Kbit/s) und eine Upload-Rate von 100 Kbit/s. Er verkraftet den normalen E-Mail-Verkehr hervorragend, solange nicht riesige Dateianhänge dazukommen. Auch für gelegentliche Internet-Surfer ist er geeignet: Je nach aufgerufener Seite geht der Aufbau aber eher in einem gemächlichen Tempo vor sich. Auch wer Titel in einem Musikportal kauft und herunterlädt, muss dazu ein paar Minuten einplanen.
3,5-Mbit-Anschluss: Brauchbar für die meisten Anwendungen
Quasi Standard ist heute ein 3,5-Mbit-Anschluss (entspricht 3500 Kbit/s Download-Rate). Ein solcher Anschluss deckt die meisten normalen Anwendungen ab: E-Mail, Surfen oder Musik-Downloads sind in angenehmem Tempo machbar. Da bei diesem schnelleren Anschluss auch die Upload-Rate höher ist, lassen sich E-Mails mit grösseren angehängten Dateien schneller versenden. Der schnellere Upload ist besonders für die zunehmende Fangemeinde von Online-Fotoalben oder Plattformen wie You Tube und My Space interessant, wo eigene Digitalbilder und Videos hochgeladen werden und der Internetgemeinde oder dem eigenen Freundeskreis zur Ansicht bereitstehen.
Die Upload-Rate eignet sich auch sehr gut für Internet-Telefonie (Voip). Fliessen die digitalen Gesprächspakete nämlich zu langsam vom eigenen Computer zum Gesprächspartner durchs Internet, leidet die Sprachqualität deutlich. Wollen mehrere Anwender gleichzeitig über das Internet telefonieren, wird es jedoch auch bei 300 Kbit/s Upload-Rate eng in der Datenleitung, und es kommt zu Aussetzern. Fürs Herunterladen von Filmen oder Fernsehen per Internetanschluss, wie es Bluewin-TV anbietet, ist dieser Anschluss ebenfalls zu langsam. Spätestens dann, wenn parallel auch im Netz gesurft wird. Da die hierbei anfallenden riesigen Datenmengen nicht schnell genug zum Nutzer übertragen werden können, kommt es zu Bildeinbussen.
5-Mbit-Anschluss: Ideal für Multimedia-Nutzungen
Einen problemlosen «Empfang» bietet ein 5-MBit-Anschluss. Mit ihm lassen sich Multimedia-Angebote komfortabel nutzen. Voip kann dank der noch einmal grösseren Upload-Rate auch gleichzeitig von mehreren Personen im Haushalt genutzt werden. Knapp wird die Kapazität erst, wenn mehrere Computer im gleichen Haushalt gleichzeitig über die eine Internetleitung auf Multimedia-Inhalte zugreifen wollen, beispielsweise sich einen Film herunterladen. Auch ist es nicht immer möglich, parallel zwei Bluewin-TV-Kanäle zu empfangen - das ist nötig, wenn man gleichzeitig einen Kanal aufzeichnen und einen anderen schauen will.
10- bis 15-Mbit-Anschlüsse: Nur für Filmfreaks
Erst für diese Szenarien sollte man schliesslich über einen superschnellen Breitband-Zugang nachdenken. Geeignet sind solche Anschlüsse auch für Freaks, die sehr häufig Filme aus dem Internet herunterladen wollen.
Bislang bietet nur Cablecom ihren Kabelkunden einen Breitbandanschluss in diesem Segment an: Für eine Download-Rate von 10 Mbit zahlt man dort monatlich 65 Franken. Ab 1. Juli jedoch erhält Cablecom Konkurrenz. Dann bieten Bluewin, Green und Tele 2 den Nachfolger von ADSL an, VDSL genannt. Mit 15 Mbit ist VDSL noch einmal 50 Prozent schneller als der beste Cablecom-Zugang, kostet aber auch rund 20 Franken im Monat mehr. Hinzu kommt noch der zwingende Besuch des Swisscom-Technikers für 149 Franken, der die Hausinstallation für VDSL vor Ort anpassen muss. Nötig ist auch ein neues Modem, das aber gestellt wird.
Bereits 65 Prozent aller Haushalte haben laut Swisscom die technischen Voraussetzungen, VDSL zu nutzen. Der weitere Ausbau dieser Technik soll in nächster Zeit noch höhere Übertragungsraten und auch weitere Teile der Haushalte abdecken.
Allerdings leidet auch VDSL systembedingt unter dem ADSL-Syndrom: Die derzeit angebotenen 15 Mbit sind nicht garantiert. Nur Kunden, die nahe an ihrer Vermittlungsstelle wohnen, können den Anschluss voll ausnutzen. Schätzungsweise jeder zweite VDSL-Nutzer bekommt nur zwischen 10 und 15 MBit, muss aber trotzdem den vollen Preis zahlen. Wie viel Geschwindigkeit tatsächlich in der eigenen Wohnung möglich ist, kann dem Kunden vor Vertragsabschluss keiner sagen. Allerdings macht sich der Unterschied zwischen 10 und 15 MBit nur beim Herunterladen grosser Dateien tatsächlich bemerkbar, bei allen anderen Anwendungen ist er unwesentlich.
Bevor man sich jedoch für einen bestimmten Anschluss entscheidet, sollte sichergestellt sein, dass der eigene Computer die schnell eingehenden Daten auch verarbeiten kann. Wenn der Prozessor nicht schnell genug ist, die Festplatte und der Arbeitsspeicher zu klein, das Betriebssystem veraltet oder die Grafikkarte zu langsam, dann steht der Computer selbst beim schnellsten Breitbandzugang auf der Bremse.