Richard Wagner ist Schriftsteller. Seit zwölf Jahren hat er Parkinson. Darüber schreibt er, «obwohl die Krankheit mit Worten kaum zu beschreiben ist»: «Sie machte mich unfrei. Am frühen Morgen waren zunächst einmal die Tabletten zu nehmen. Ohne die verordnete Pillenmischung aus dem Haus zu gehen, hiesse, eine Panik zu riskieren.» 

Zu Beginn machten Wagner die Pillen euphorisch. «Vor dieser Flitterwochenzeit kann ich nur warnen», schaut er zurück. Um so mehr treffen ihn Rückschläge. Er stolpert. Er findet die passenden Wörter nicht. Er will in den Bus steigen, kann aber nicht. «Ich vergass, dass mein Körper zwar mir gehörte, ich aber nicht über ihn verfügte, sondern die Krankheit.»

Unheilbar, aber nicht tödlich

Sinne und Intellekt bleiben bei Parkinson weitgehend intakt. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Sie stammt vom britischen Arzt James Parkinson. Er schrieb im Jahre 1817 als Erster eine «Ab­handlung über die Schüttel­lähmung». Damals wie heute ist Parkinson unheilbar, aber nicht tödlich. Damals wie heute liegen die Ursachen im Dunkeln. «Es gibt Krankheiten, von denen der Arzt etwas versteht, und Krankheiten, die er beobachtet», schreibt Wagner. Parkinson gehört in die zweite Kategorie. 

Trotzdem steht die Forschung nicht still. Wagner beschreibt den «neurochirurgischen Eingriff ins Hirn, bei dem die Nerven so gekitzelt werden, dass sie wie die Beine in Gang kommen». Der Patient soll wieder ruckellos gehen können, «und das mit Hilfe einer Fernbedienung, die er sich vor die Brust hält, vorausgesetzt, er verwechselt sie nicht mit der Fernbedienung des Fernsehers».

Ein Hauch ironischer Traurigkeit

Richard Wagners Erfahrungsbericht ist schonungslos und präzise. Das Buch durchzieht ein Hauch ironischer Traurigkeit. Doch nie hat der Leser das Gefühl, da habe jemand mit dem Leben abgeschlossen.

Richard Wagner, «Herr Parkinson», Knaus, ca. Fr. 24.–