Hausarztmodell: Nicht für jeden ein guter Spartipp
Hausarztmodelle helfen, Krankenkassenprämien zu sparen. Dies gilt aber nicht für alle Versicherten.
Inhalt
- Krankenkasse: Talon für den persönlichen Prämienvergleich
saldo 17/2011
23.10.2011
Letzte Aktualisierung:
25.10.2011
Eric Breitinger
Versicherte in Hausarztmodellen sollen weniger Selbstbehalt zahlen als traditionell Versicherte. So hat das Parlament kürzlich entschieden. Dagegen haben Ärzteverbände das Referendum ergriffen. Deshalb ist zurzeit noch unklar, ob Versicherte in Hausarztmodellen in Zukunft weniger Selbstbehalt an ihren Arztkosten zahlen. Bei Hausarztmodellen verzichtet der Versicherte auf die freie Arztwahl und wendet sich bei Krankheit immer an eine Anlaufstelle.
Doch, egal wie ...
Versicherte in Hausarztmodellen sollen weniger Selbstbehalt zahlen als traditionell Versicherte. So hat das Parlament kürzlich entschieden. Dagegen haben Ärzteverbände das Referendum ergriffen. Deshalb ist zurzeit noch unklar, ob Versicherte in Hausarztmodellen in Zukunft weniger Selbstbehalt an ihren Arztkosten zahlen. Bei Hausarztmodellen verzichtet der Versicherte auf die freie Arztwahl und wendet sich bei Krankheit immer an eine Anlaufstelle.
Doch, egal wie Hausarztmodelle in der Grundversicherung künftig aussehen, Versicherte können schon jetzt diese Modelle wählen – und massiv Geld gegenüber der Standardprämie sparen. In der Regel gilt für die Angebote: Je mehr Abstriche der Versicherte bei der freien Arztwahl akzeptiert, desto höher fällt sein Rabatt auf die Prämie aus. Es gibt folgende Varianten:
Telefonmodell: Der Versicherte muss sich im Krankheitsfall zuerst bei einem Callcenter melden. Medizinisch geschultes Personal rät ihm dort, was er als Nächstes tun soll. Diese Vorschläge sind meist nicht zwingend. Prämienersparnis: 7 bis 20 Prozent.
Hausarztmodell: Der Versicherte muss bei gesundheitlichen Beschwerden zuerst den Hausarzt kontaktieren. Diesen hat er zuvor bei seiner Krankenkasse registriert oder aus einer Liste der Kasse gewählt. Die Versicherten dürfen nur mit der Zustimmung des Hausarztes einen Spezialisten konsultieren. Ausgenommen sind in der Regel Gynäkologen und Augenärzte. Fehlt der Überweisungsschein, kann die Kasse den Versicherten in das teure Standardmodell zurückstufen. Prämienersparnis: 10 bis 20 Prozent.
Kombimodelle: Bei neuen Angeboten verbinden die Kassen Hausarzt- oder Telefonmodelle mit einem, wie sie werben, «schlanken» Service. Beispiele:
– Versicherte der CSS-Billigtochter Sanagate können ihre Kasse nur per Mail oder eingeschränkt telefonisch erreichen und müssen Medikamente in der Apotheke bar bezahlen.
– Beim Modell Compact One der Sanitas ist der von den Ärzten der Telefon-Hotline festgelegte Behandlungsablauf verbindlich.
Auf den Websites beider Anbieter ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, welche zusätzlichen Einschränkungen den Versicherten erwarten. Deshalb sollte man die Vertragsbedingungen vor einem Abschluss unbedingt genau studieren. Prämienersparnis: 10 bis 20 Prozent.
HMO-Modelle: Alle Versicherten müssen sich bei gesundheitlichen Beschwerden stets an die gleiche Anlaufstelle wenden: in der Regel ein Hausarzt, der einem Ärztenetzwerk angehört oder in einem HMO-Zentrum arbeitet. Dieser Arzt wirkt als persönlicher Gesundheitsmanager, nimmt erste Beurteilungen vor, behandelt den Patienten und überweist ihn zum Spezialisten oder ins Spital. Der Arzt soll alle Therapien und Untersuchungen koordinieren und so Doppelspurigkeiten und Kosten verhindern.
Auch bei diesem Modell verzichtet der Versicherte auf das Recht, direkt zum Spezialisten zu gehen (saldo 13/10). Zudem verpflichtet er sich, sich immer nur von einem Arzt aus dem Netzwerk oder dem HMO-Zentrum behandeln zu lassen. Die Verpflichtung hat einen Haken:
Nicht jeder Versicherte hat ein HMO-Zentrum oder einen Netzwerk-Arzt in seiner Nähe. Prämienersparnis: 15 bis 25 Prozent.
Maximale Reduktion oft schon durch hohe Franchise erreicht
Wer mit Krankheitskosten von über 1700 Franken pro Jahr rechnet, sollte jeweils die Variante mit der geringsten Franchise von 300 Franken wählen. So fällt seine Selbstbeteiligung kleiner aus als bei höheren Franchisen. Wer hohe Franchisen wählt, kann seine Prämienlast deutlich verringern.
Achtung: Allein durch die Wahl der hohen Franchise reduziert sich die Prämie oft bereits um die maximal möglichen 43 Prozent. Der Eintritt in ein Hausarztmodell bringt in der Regel keine weitere Ersparnis. Versicherte schöpfen bei vielen Kassen den vollen Rabatt sogar bereits mit der 2000-Franken-Franchise aus. Daher sollte man vor dem Abschluss die Varianten durchspielen. Dazu eignet sich der neue, kostenlose Prämienrechner des Bundesamtes für Gesundheit: www.priminfo.ch.