Leser H. F. aus Zürich suchte auf Google Maps den Flughafen Zürich: Das Programm zeigte ihm nicht nur den gesuchten Kartenausschnitt des Flughafens an, sondern gleich auch noch das Abflugdatum seines nächsten Flugs. Doch woher hat Google diese Information?
Die Antwort: F. schreibt und empfängt seine E-Mails über Gmail von Google. Was er nicht wusste: Google scannt alle ein- und ausgehenden E-Mails seiner Kunden und verwertet diese Daten. Aus dem Bestätigungsmail der Fluggesellschaft Swiss an F. wusste der US-Konzern, dass F. einen Flug gebucht hat und wann er abfliegen wird.
Klickt ein Benutzer nun auf der Karte von Google Maps auf das angezeigte Abflugdatum, so öffnet sich ein zusätzliches Fenster, das ihm gleich noch den Bestätigungscode seines Swiss-Flugs anzeigt. Diese Angabe benötigen Swiss-Kunden unter anderem, um per Internet einzuchecken.
Die Auswertung der Mails lässt sich bei Google nicht verhindern
Ebenso unangenehm überrascht war Gmail-Benutzer G. E. aus Bern. Während seiner Ferien in Portugal zeigte Google Maps auf der Landkarte jeweils unaufgefordert die reservierten Unterkünfte mitsamt Buchungsdauer an. Der Grund: Seine Partnerin hatte ihm die Hotelreservationen auf sein Gmail-Konto weitergeleitet. Das zeigt: Google liest jedes Mail mit und nutzt das nicht nur für personalisierte Werbung (saldo 5/14). In seinen neun-seitigen Datenschutzerklärungen räumt der Konzern dies auch ein. Dort heisst es wörtlich: «Beispielsweise können Informationen in Ihrem Gmail-Posteingang verwendet werden, um Ihnen Flugbenachrichtigungen und Check-in-Optionen anzuzeigen.»
Google erklärt, diese Daten würden nur dann angezeigt, wenn jemand während der Konsultation von Google Maps als Gmail-Benutzer eingeloggt sei. Wer solche Zusatzangaben nicht wolle, könne die Karten aufrufen, ohne dass er mit Benutzernamen und Passwort eingeloggt sei. Das ist zwar richtig, aber gemäss der Datenschutzerklärung in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen werden die Mails dann trotzdem «erfasst und analysiert». Der Benutzer sieht das Resultat einfach nicht.
Bluewin und GMX stöbern nicht in der privaten Post
Tipp: Es gibt verschiedene Gratis-E-Mail-Anbieter, die ihre Kunden nicht überwachen. Das deutsche Unternehmen GMX zum Beispiel verspricht in den Datenschutzhinweisen als Teil der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, «nie den Inhalt Ihrer E-Mails für eigene Zwecke auszuwerten». Gegenüber saldo bestätigt die deutsche Datenschutzbehörde einen entsprechenden Beratungs- und Kontrollbesuch im Jahre 2013. Das Resultat: Eine inhaltliche Kontrolle der Mails finde bei GMX «ausschliesslich zum Zweck des Auffindens und Filterns von Spam und Viren» statt. Dasselbe gelte für die in der Schweiz angebotenen E-Mail-Dienste von GMX.
Laut Swisscom werden die Inhalte von E-Mails über Bluewin.ch ebenfalls nicht erfasst. Der schweizerische Datenschutzbeauftragte hat nach eigenen Angaben jedoch noch nie eine entsprechende Kontrolle durchgeführt.
Forum: Welche Erfahrungen haben Sie mit ungewollten Auswertungen Ihrer Daten gemacht?
Schreiben Sie an: saldo,
Postfach 723,
8024 Zürich,
redaktion@saldo.ch. Oder diskutieren Sie im Internet unter www.saldo.ch.
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