Gehen ist gesünder als rennen
Bewegung trägt zur Gesundheit bei. Eine neue Studie zeigt: Schon zügiges Gehen schützt Herz und Kreislauf – und erst noch besser als intensives Training.
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saldo 09/2013
15.05.2013
Andreas Grote
Ob Diabetes, hoher Blutdruck oder Herzkrankheiten – regelmässige Bewegung schützt vor vielen Krankheiten. Das ist zwar nicht neu, überraschend aber ist: Es muss nicht intensives Training sein. Das zeigt jetzt eine Untersuchung im Fachblatt «Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology».
Die Forscher der Universität in Berkley, Kalifornien, befragten 33 000 Läufer und 15 000 Geher unterschiedlichen Alters, welche Strecken sie in ihrer...
Ob Diabetes, hoher Blutdruck oder Herzkrankheiten – regelmässige Bewegung schützt vor vielen Krankheiten. Das ist zwar nicht neu, überraschend aber ist: Es muss nicht intensives Training sein. Das zeigt jetzt eine Untersuchung im Fachblatt «Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology».
Die Forscher der Universität in Berkley, Kalifornien, befragten 33 000 Läufer und 15 000 Geher unterschiedlichen Alters, welche Strecken sie in ihrer Freizeit zurücklegten. Zudem beobachteten sie den Gesundheitszustand über eine Dauer von sechs Jahren. Dabei stellte sich heraus: Wer die gleiche Strecke zügig abmarschiert, profitiert gesundheitlich mehr davon, als wenn er rennt.
So verminderte sich beim Gehen das Risiko für Bluthochdruck, hohes Cholesterin und Herz-Kreislauf-Krankheiten doppelt so stark als beim Rennen. Der Schutz vor Diabetes war bei Läufern und Gehern hingegen identisch.
«Bereits wenig körperliche Aktivität zahlt sich aus»
Den Präventionsmediziner David Fäh von der Uni Zürich überrascht das Ergebnis nicht: «Es ist nicht so wichtig, wie man sich bewegt, sondern dass man sich bewegt.» Die Studie liefere daher eine sehr gute Aussage für Menschen, die keinen Leistungssport machen können oder wollen: «Sie können trotzdem viel für ihre Gesundheit tun.»
Bereits frühere Untersuchungen ergaben ähnliche Resultate. Vor drei Jahren berichteten Forscher im US- Fachblatt «Stroke», dass Frauen, die in der Woche mindestens zwei Stunden zügig gehen, ihr Risiko auf Hirnschlag deutlich reduzierten. Letztes Jahr zeigte eine Studie in der Fachzeitschrift «PLos Medicine», dass regelmässiges, zügiges Gehen auch mit einem niedrigeren Sterberisiko verknüpft ist. Die Forscher beo-bachteten 650 000 Personen über zehn Jahre. Resultat: Menschen, die pro Woche 75 Minuten zügig marschierten, lebten im Schnitt fast zwei Jahre länger als inaktive Studienteilnehmer. Bei mehr Bewegung stieg auch die Lebenserwartung weiter an. Das betraf Normal- wie Übergewichtige. Der Arzt Peter Ritzmann aus Feuerthalen ZH kommentierte im Fachblatt «Infomed Screen», dass das «in dieser Deutlichkeit» noch niemand habe zeigen können. Sein Fazit zur Studie: «Bereits wenig körperliche Aktivität zahlt sich aus.»
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen im letzten Jahr Forscher in der Zeitschrift «Circulation» über Herz- und Kreislaufkrankheiten. Sie beobachteten 4200 Erwachsene elf Jahre lang und stellten fest: Wer sich 2,5 Stunden pro Woche moderat bewegt, hat weniger Hinweise auf Entzündungen im Blut. Dadurch sinke im Alter das Risiko für Herzkrankheiten.
Schrittzähler: Guter Motivator für den Trainingseinstieg
Der positive Effekt all dieser Studien sei, dass sie den Trainingseinstieg einfacher machen, sagt Urs Mäder von der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen BE. Ein Schrittzähler könnte eine weitere Motivation sein. Untersuchungen am Bundesamt für Sport zeigten, dass Testpersonen durch die Rückmeldung des Schrittzählers ihre tägliche Bewegung steigerten.
Gehen hat jedoch auch Nachteile: Man braucht doppelt so viel Zeit wie beim Rennen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt 2,5 Stunden moderate Bewegung in der Woche. Das entspricht rund 1,25 Stunden intensiver Aktivität. Eine weitere Einschränkung: Es gibt körperliche Bereiche, bei denen das Gehen schlechter abschneidet als das Joggen. Der Zürcher Hausarzt und Hobbyläufer Thomas Walser: «Rennen bildet mehr Muskeln.» Das beuge im Alter Stürzen vor. Zudem würden Läufer mehr Energie verbrennen und könnten das Gewicht besser kontrollieren. «Diese Fitness trägt zu einem besseren Lebensgefühl bei.» Das wirke gegen Depressionen und mache im Alltag und Beruf leistungsfähiger.
Tipps: Motivation für das Training
- Reservieren Sie sich drei Termine pro Woche und tragen Sie diese im Kalender ein. Das verpflichtet.
- Suchen Sie einen Trainingspartner.
- Überprüfen Sie Ihr Training mit einem Schrittzähler. Er spornt an für mehr Leistung.
- Wechseln Sie ab zwischen Joggen und zügigem Gehen.
- Schlechtes Wetter ist keine Ausrede, schlechte Kleidung auch nicht.
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