Funkwellen: Handys bremsen die Busse aus
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Haus & Garten 2/2001
01.03.2001
Im Kanton Schaffhausen ist es bereits soweit. Telefonieren in Bus und Bahn ist verboten. Denn es gibt immer mehr Hinweise, dass die Handy-Funkwellen die Fahrzeug-Elektronik stören können.
Schaffhausen toleriert als erster Kanton das Telefonieren in den öffentlichen Bussen nicht mehr. «Es gab zwei-, dreimal Probleme mit den Weichensteuerungen von Trolleybus-Fahrleitungen. Die Weichen wurden falsch gestellt, so dass die Stromabnehmer-Ruten entgleisten», sagt Marcel Gfeller, kau...
Im Kanton Schaffhausen ist es bereits soweit. Telefonieren in Bus und Bahn ist verboten. Denn es gibt immer mehr Hinweise, dass die Handy-Funkwellen die Fahrzeug-Elektronik stören können.
Schaffhausen toleriert als erster Kanton das Telefonieren in den öffentlichen Bussen nicht mehr. «Es gab zwei-, dreimal Probleme mit den Weichensteuerungen von Trolleybus-Fahrleitungen. Die Weichen wurden falsch gestellt, so dass die Stromabnehmer-Ruten entgleisten», sagt Marcel Gfeller, kaufmännischer Leiter der Verkehrsbetriebe Schaffhausen.
Ein Handy-Verbot klebt auch an der Türe des Postautos von Luzern nach Rotkreuz. Grund: Es hatte Zwischenfälle gegeben, die sich Instruktor und Kontrolleur Walter Burch von den Postautos Zentralschweiz nicht erklären konnte. «Wenn Leute im Autobus telefonierten, liessen sich manchmal die Türen nicht mehr schliessen und der Bus konnte nicht losfahren.»
«Die Störungen haben Quellen ausserhalb des Busses verursacht», glaubt Markus Gfeller. Dass tatsächlich Handys schuld sind an den Zwischenfällen, kann niemand beweisen. «Bekannt ist jedoch, dass sich Handys in Betrieb auf die Heizungssteuerung bei Reisebussen auswirken», so Gfeller weiter. «Hauptgrund für die Einführung der handyfreien Zone sind jedoch nicht die technischen Probleme, sondern die Kritiken von Fahrgästen, die sich über telefonierende Mitfahrer beklagten.»
Dass die Funkwellen der Mobiltelefone die Elektronik beeinflussen können, weiss man auch vom Flugverkehr. Fachleute vermuten, dass ein Handy den Crossair-Absturz im Januar 2000 in Niederhasli ZH verursacht hat. In den Flugzeugen muss man die Handys ausschalten.
Laut Neuer Luzerner Zeitung denken auch die Luzerner Verkehrsbetriebe über ein Handy-Verbot nach. Auf Anfrage von K-Spezial wollte das Norbert Schmassmann, Direktor der Verkehrsbetriebe, zwar nicht bestätigen. Aber: «Bei Bus-Neuanschaffungen verlangen wir selbstverständlich, dass sie gegen die Funkwellen abgeschirmt sind.» Von einem Handy-Verbot nach dem Vorbild von Schaffhausen hält er nichts.
Auch Anne-Gret Hewlett, Pressesprecherin der Verkehrsbetriebe in Bern, sieht keinen Handlungsbedarf: «Wir hatten bis jetzt keine Störungen wegen Elektro-Smog.»
In der Stadt Zürich verzeichnet man ebenfalls keine Zwischenfälle. «Wir haben genügend Tests gemacht, um ein mögliches Risiko auszuschliessen. Zudem stammen viele Trams aus den Sechzigerjahren. Sie sind mit einfacher Elektronik ausgerüstet und deshalb unempfindlicher gegen Handy-Strahlung», sagt der Medienverantwortliche Andreas Uhl von den VBZ. Für Uhl ist das Telefonieren der Passagiere in Bus und Tram auch kein Ärgernis. Zudem wäre ein Handy-Verbot ein rechtliches Problem: Den VBZ fehlten die Rechtsgrundlagen.
Drei Regeln für Handy-Fans:
- Schalten Sie in der Öffentlichkeit das Gerät stumm und verwenden Sie den Vibrationsalarm.
- Drosseln Sie die Lautstärke des Klingeltons.
- Sprechen Sie normal laut. Wenn der Gesprächspartner Sie nicht versteht, hilft auch Brüllen nichts.
Stephan Pfäffli