Flexible Altersvorsorge: Swiss Life verspricht zu viel
Für die 3. Säule empfiehlt Swiss Life ein «flexibles» Vorsorgepaket. Doch es gibt bessere Alternativen.
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saldo 03/2014
19.02.2014
Bernhard Bircher
Swiss Life verkauft neu ein Produkt mit dem Namen «3a Start». Es sei «so flexibel wie nie zuvor». Man entscheide frei, wie viel von den Einzahlungen auf ein 3a-Konto und wie viel in ein 3a-Fondsdepot mit Swiss-Life-Fonds fliesst. Zudem enthalte «3a Start» eine freiwillige «Sparzielabsicherung» – eine Rente bei Erwerbsunfähigkeit wegen Unfall oder Krankheit. Beispiel: Ein 30-jähriger Mann will jedes Jahr 3600 Franken fürs Alt...
Swiss Life verkauft neu ein Produkt mit dem Namen «3a Start». Es sei «so flexibel wie nie zuvor». Man entscheide frei, wie viel von den Einzahlungen auf ein 3a-Konto und wie viel in ein 3a-Fondsdepot mit Swiss-Life-Fonds fliesst. Zudem enthalte «3a Start» eine freiwillige «Sparzielabsicherung» – eine Rente bei Erwerbsunfähigkeit wegen Unfall oder Krankheit. Beispiel: Ein 30-jähriger Mann will jedes Jahr 3600 Franken fürs Alter sparen. Swiss Life versichert dieses Sparziel gegen eine Jahresprämie von Fr. 313.20. Bei Erwerbsunfähigkeit aus Gesundheitsgründen würde Swiss Life dem Kunden bis zur Pensionierung jährlich 3600 Franken Rente zahlen. Die genaue Prämie kennt der Kunde aber nur im ersten Jahr. Sie kann danach jährlich ändern.
saldo hat «3a Start» mit andern 3a-Angeboten verglichen. Resultat: Es ist weder flexibel noch günstig.
- Auf dem Konto tiefer Zins und Verlustrisiko bei vorzeitigem Ausstieg
Der Stiftungsrat der Swiss-Life-Vorsorgestiftung legt den Zinssatz auf dem 3a-Sparkonto zu «marktüblichen Konditionen» fest. Der Jahreszins beträgt aktuell 1 Prozent. Bei der Cornèr Bank ist er fast doppelt so hoch. «3a Start» kann man jederzeit kündigen und die 3a-Guthaben zur Konkurrenz mit höherem Zins zügeln. Doch der Vertrag lässt sich nur als Gesamtpaket kündigen. Die allfällige Sparzielabsicherung erlischt, alle Fondsanteile werden verkauft. Je nach Verkaufszeitpunkt und Kurs ist mit Verlusten zu rechnen. Dajan Roman von Swiss Life schreibt auf saldo-Anfrage: «Es gibt bei Swiss-Life-3a-Start keine jahrzehntelange Bindung.»
- Fondssparen: Hohe Pauschalgebühr macht tiefe Fondsgebühren zunichte
Das mit dem Swiss-Life-3a-Konto verknüpfte Fondsdepot setzt auf Swiss-Life-Anlagegruppen, in die Privatanleger bisher nicht investieren konnten: BVG-Mix25, BVG-Mix35 und BVG-Mix45. Die jährlich anfallenden Gebühren auf dem Fondsvermögen betragen 0,52, 0,55 und 0,57 Prozent. Doch Swiss-Life-Kunden zahlen zudem jährlich eine Pauschalgebühr von 1 Prozent auf dem Fondsvolumen. Das macht total bis zu 1,57 Prozent Gebühren pro Jahr. Swiss Life sagt dazu: «Pauschalgebühr und Fondskosten sind transparent. Es gibt keine weiteren Gebühren.» Doch beim Kauf fällt eine Ausgabegebühr von 2 Prozent auf dem Investitionsbetrag an. Sie entfällt nur bei einem Vertragsantrag per Internet.
Zum Vergleich: Bei der Zürcher Kantonalbank zahlt ein 3a-Sparer bei Swisscanto-Vorsorgefonds lediglich die jährlichen Fondsgebühren.
- Rente bei Erwerbsunfähigkeit gibt es nur bei starker Invalidität
Gemäss den Allgemeinen Versicherungsbedingungen erhält ein Versicherter nur bei einem Erwerbsunfähigkeitsgrad von 66 2/₃ Prozent oder mehr die vereinbarte Rente. Ist der Erwerbsunfähigkeitsgrad tiefer, besteht kein Anspruch auf Leistungen. Zum Vergleich: Wer bei Raiffeisenbanken eine Sparzielabsicherung in der Säule 3a abschliesst, erhält bei einer Invalidität von 60 Prozent immerhin noch drei Viertel der vereinbarten Rente.
3a-sparen: Die wichtigsten Tipps
- Die aktuell höchsten Zinsen findet man unter www.saldo.ch › «Service» › «Aktuelle Zinsen».
- Die Erträge eines 3a-Zinskontos lassen sich optimieren, indem man den Beitrag bereits Anfang Jahr einzahlt. So profitiert man länger vom Vorzugszins.
- Vor dem Kauf einer 3a-Wertschriftenlösung sollte man die Renditen und Gebühren aller in der Schweiz erhältlichen 3a-Vorsorgefonds sowie die Gebühren der Banken und Versicherungen vergleichen. Privatanleger können aus über 40 Lösungen wählen. Die Renditen und Gebühren der Wertschriftenlösungen sind im Faktenblatt der jeweiligen Vorsorgestiftung und zum Teil unter www.morningstar.ch zu finden.
- Fondssparer brauchen einen langen Anlagehorizont und sollten ihr Geld in 3a-Indexanlagen investieren. Sie werden meist dank tiefer Gebühren mit höheren Renditen belohnt, als wenn sie auf teure, von Managern verwaltete Vorsorgefonds setzen (saldo 7/13).