Filmtipps: Afrika hungert wegen Entwicklungshilfe
Der Film «Süsses Gift» prangert die staatliche Entwicklungshilfe für Afrika an. Denn den Einheimischen ist damit nicht geholfen.
Inhalt
saldo 11/2013
09.06.2013
Marc Mair-Noack
Fast 600 Milliarden Franken flossen in den letzten 50 Jahren an internationaler Entwicklungshilfe nach Afrika. Doch Armut und Hunger wurden nicht kleiner. Die Dokumentation des deutschen Filmemachers Peter Heller zeigt, dass ein Grossteil der Probleme erst durch die Hilfe entstand. Das Besondere am Film: Er lässt fast ausnahmslos Afrikaner zu Wort kommen.
Im Zentrum stehen drei schiefgelaufene Entwicklungsprojekte. In Mali vertrieb die Regierung die Menschen aus 34 D...
Fast 600 Milliarden Franken flossen in den letzten 50 Jahren an internationaler Entwicklungshilfe nach Afrika. Doch Armut und Hunger wurden nicht kleiner. Die Dokumentation des deutschen Filmemachers Peter Heller zeigt, dass ein Grossteil der Probleme erst durch die Hilfe entstand. Das Besondere am Film: Er lässt fast ausnahmslos Afrikaner zu Wort kommen.
Im Zentrum stehen drei schiefgelaufene Entwicklungsprojekte. In Mali vertrieb die Regierung die Menschen aus 34 Dörfern wegen eines neuen Staudammes in weniger fruchtbare Gebiete. Das Projekt wurde nach drei Jahren abgebrochen. Die Menschen hungern mehr als zuvor.
Am Turkana-See in Kenia wollten Norweger eine grosse Fischfabrik aufbauen. Nomaden sollten zu Fischern werden. Doch die Helfer hatten sich nicht genug über die regionalen Verhältnisse informiert: Als die Fabrik stand, merkten sie, dass der Unterhalt im heissen Klima viel zu teuer war. Nach sechs Wochen schloss sie wieder.
In Tansania setzten Helfer auf Baumwollpflanzung. Als der Preis für Baumwolle einbrach, standen die spezialisierten Bauern vor dem Nichts. Alles, was ihnen bleibt, ist die Entwicklungshilfe in Form von Nahrungspaketen.
Die Kritik der Betroffenen ist eindeutig: Die Menschen vor Ort gewöhnen sich an die Hilfe und werden von ihr abhängig. Falsche Projekte zerstören jede Anstrengung und Motivation. Gleichzeitig vegetiert die Landwirtschaft dahin.
Für den Filmemacher Peter Heller kein Zufall: Länder wie die USA oder Kanada verdienen mit Maisexporten nach Afrika viel Geld. So schafft die Entwicklungshilfe neue Abhängigkeiten.
TV-Tipps
Wegbereiter für die moderne Welt
Die älteste Übersetzung der hebräischen Bibel ins Altgriechische heisst Septuaginta. Sie hat Europas Politik, Kirche und Gesellschaft nachhaltig beeinflusst. Der Film zeigt, wie es zu dieser Begegnung zwischen jüdischem und griechischem Gedankengut kam, die der Moderne den Weg bereitete.
«Die Erfindung des Abendlandes», Arte, Mi, 12.6., 23.40 Uhr
Geburt eines Giganten
Fast alle Eisberge der nördlichen Halbkugel stammen aus dem Eisschild von Grönland. Die spektakulären Gebilde können die Höhe von Wolkenkratzern erreichen und Millionen von Tonnen wiegen. Der erste Teil einer zweiteiligen Dokumentation beschäftigt sich mit der Entstehung der eiskalten Riesen.
«Operation Eisberg», Arte, Do, 13.6., 23.15 Uhr
Wohlstand «Made in Korea»
In nur zwei Generationen gelang Südkorea der Aufstieg vom armen Agrarland zum reichen Industriestaat. Doch die Gegensätze zwischen Jung und Alt, Arm und Reich verschärfen sich. Das Land will deshalb sozialer, kooperativer und kreativer werden.
«Makro: Aufsteiger Korea», 3 Sat, Fr, 14.6., 20.15 Uhr
Zum Dienen geboren
Laut der «Neuen Gruppe der Weltdiener» sind Kinder «erwachsene Seelen» in Kinderkörpern und benötigen keine Rücksicht. Arztbesuche sind für sie tabu. Denn der Guru sagt, Krankheiten seien eine Form der «Reinigung». Dabei hat es in der Sekte schon lebensgefährliche Situationen für Kinder gegeben.
«Exclusiv im Ersten: Sektenkinder», ARD, Sa, 15.6., 14.00 Uhr
Kampf, Clan und Königin
Jedes Jahr werden im Nor-den Schottlands die Highland Games ausgetragen. Die Spiele sind ein fester Bestandteil der Treffen schottischer Clans. Der Film begleitet den Chief des Farquharson Clans zu den Spielen auf sein ehemaliges Schloss.
«360° – Geo Reportage: Schottland», Arte, Mi, 19. Juni, 13.05 Uhr
Sexualdelikte in der US-Armee
Allein 2011 wurden in der US-Armee 3200 sexuelle Übergriffe gemeldet. Weil die Militärhierarchie meist geschlossen wegsieht und die Verbrechen der Militärjustiz unterstehen, kommen die Täter in der Regel ungestraft davon. Der Oscar-nominierte Film erzählt die erschütternden Geschichten von betroffenen Frauen und Männern.
«Der unsichtbare Krieg», SRF, Mi, 19.6., 22.55 Uhr