Filmen mit Fotokameras hat seine Tücken
Immer mehr Hersteller lancieren digitale Spiegelreflexkameras, die in Full-HD-Qualität filmen können. Die Bildqualität ist sehr gut, die kreativen Möglichkeiten sind gross. Doch benutzerfreundlich sind diese Fotokameras nicht.
Inhalt
saldo 17/2010
25.10.2010
Letzte Aktualisierung:
26.10.2010
Claude Settele
Digitale Kompaktkameras und Handys können bereits seit Langem Videos aufzeichnen – sogar in der höchsten High-Definition-Auflösung (Full-HD). Doch entscheidend für eine wirklich gute Bildqualität sind die Eigenschaften des Sensors und des Objektivs einer Kamera.
Hier stossen Kompaktkameras und Handys schnell an ihre Grenzen. Wer mehr Bildqualität und gestalterische Möglichkeiten wünscht, findet heute ein wachsendes Angebot an digitalen...
Digitale Kompaktkameras und Handys können bereits seit Langem Videos aufzeichnen – sogar in der höchsten High-Definition-Auflösung (Full-HD). Doch entscheidend für eine wirklich gute Bildqualität sind die Eigenschaften des Sensors und des Objektivs einer Kamera.
Hier stossen Kompaktkameras und Handys schnell an ihre Grenzen. Wer mehr Bildqualität und gestalterische Möglichkeiten wünscht, findet heute ein wachsendes Angebot an digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) mit Wechselobjektiven, die in voller HD-Auflösung filmen. Die günstigsten Modelle wie Nikon D 3100 kosten im Internet weniger als 700 und die teuersten wie Canon EOS 7 D rund 1700 Franken.
Das Sortiment an hochwertigen Objektiven ist riesig
Die für die Bildqualität massgeblichen Sensoren sind bei DSLR-Kameras grösser als bei Kompaktkameras und den meisten auf Videoaufnahmen spezialisierten Camcordern. Beim Kaufentscheid ist für die Videofunktion die Anzahl Megapixel nicht entscheidend. Denn alle Modelle bieten über 10 Megapixel. Full-HD kann nicht mehr als 2 Megapixel darstellen (1920 x 1080 Pixel).
Ein weiterer Trumpf der DSLR ist das System mit Wechselobjektiven für unterschiedliche Perspektiven. Je nach Hersteller umfasst das Sortiment bis zu 60 hochwertige Objektive, die den ganzen Bereich vom Fischauge übers Makro- bis zum extremen Teleobjektiv abdecken.
Darunter sind viele sehr lichtstarke Objektive, die eine grosse Tiefenschärfe für gestalterische Freiheiten bieten und auch Filmen bei knappem Licht erlauben. Davon können Anwender von Camcordern nur träumen.
Dank dieser Qualitäten setzen immer mehr auch berufliche Filmer Spiegelreflexkameras für das Drehen von Werbespots und Musikvideos ein. Die Resultate sind verblüffend, wecken aber bei Hobbyfilmern falsche Erwartungen. Profis setzen nämlich viel Zubehör von Fokussierungshilfen bis zu Schwenkkranen ein.
Unbefriedigend: Viele Kameras fokussieren nicht automatisch
Die Bauweisen der Kameras bringen bei Videoaufnahmen einige Nachteile mit sich:
- Das fixe Display auf der Rückseite, das als Monitor für die Aufnahme dient, lässt sich bei einer sehr tiefen oder hohen Kameraposition nicht ideal kontrollieren. Diesbezüglich optimiert sind die neue EOS 60 D von Canon und die kommende Lumix GH 2 von Panasonic, die wie Camcorder mit einem dreh- und ausklappbaren Display ausgestattet sind. Einige Kameras von Sony verfügen über ein Display, das sich in einer Achse bewegen lässt.
- Wie bei einem Camcorder sollte man unruhige Schwenker und Verwackeln meiden. Wenn man Objektive mit Bildstabilisator einsetzt, sind ruhige Aufnahmen aus der Hand möglich. Das stufenlose Zoomen über den Objektivring ist schwieriger als über den Kippschalter eines Camcorders. Für wackelfreie Aufnahmen sollte man in jedem Fall ein Ein- oder Dreibeinstativ verwenden.
- Fokussieren als Knackpunkt: Als grosse Herausforderung erweist sich das Fokussieren für scharfe Aufnahmen. Viele Kameras bieten kein automatisches Scharfstellen. Man kann zwar mitten in der Aufnahme per Druck auf den Auslöser neu fokussieren, doch diese Lösung ist unbefriedigend, weil beim Einpegeln auf den richtigen Schärfepunkt Zeit vergeht und bei diesen Sequenzen unscharfe Bilder entstehen.
Eine Alternative ist das manuelle Scharfstellen, wie dies Profis prinzipiell tun. Doch das verlangt Übung, denn ruckelfreies Nachziehen über den Objektivring ist nicht einfach. Erste Kameras wie die Nikon D 3100 bieten jetzt eine Funktion für permanenten Autofokus.
Mittelmässige Tonqualität, störende Kamerageräusche
Zu anspruchsvollen Aufnahmen gehört auch ein guter Ton. Kameras mit eingebautem Stereomikrofon sind selten, generell ist die Aufnahmequalität wie bei Camcordern mittelmässig. Das interne Mikrofon nimmt zudem störende Nebengeräusche auf, die beim Zoomen und Scharfstellen entstehen. Die Kamera sollte als Option deshalb einen Eingang für ein externes Stereomikrofon haben.
Fazit: Wer nicht primär auf optimale Bildqualität und ungewöhnliche Perspektiven Wert legt, ist für spontane Videoclips mit einem Camcorder besser bedient. Wer gerne fotografiert und sich für gelegentliche Aufnahmen nicht zusätzlich einen Camcorder anschaffen will, kann von den Vorteilen einer filmenden DSLR profitieren.
Besitzer einer Spiegelreflexkamera müssen nur ein neues Gehäuse desselben Herstellers kaufen und können ihre hochwertigen Objektive weiter nutzen. Für befriedigende Resultate sind aber die Bereitschaft zum Experimentieren und Üben Voraussetzung.
Übersicht: Diese Spiegelreflexkameras bieten Full-HD-Video
Die Auswahl an DSLR-Kameras mit Videofunktion in Full-HD-Qualität (1920 x 1080 Pixel) wächst. Mit den neu für diesen Herbst angekündigten Produkten stehen mehr als ein Dutzend Modelle zur Auswahl.
- Das grösste Sortiment bietet Canon mit der EOS-Reihe. Dazu gehören neben den Profikameras 1D Mark IV und 5D Mark II die Modelle 7 D, 60 D, 550 D und 500 D.
- Das Sortiment von Sony umfasst die Modelle SLT A 33, SLT A 55 und A 580 der Alpha-Reihe sowie die NEX-5, eine spiegellose Systemkamera mit Wechselobjektiven.
- Nikon bietet das Modell D 3100 an. Erst in den nächsten Wochen oder Monaten erhältlich sind die Nikon D 7000, die Sony A 560, die Pentax K-5 sowie die Systemkamera Lumix GH 2 von Panasonic. Noch grösser ist das Angebot an DSLR-Kameras, die mit Standard-HD-Auflösung (1280 x 720 Pixel) filmen können.