Elektroheizung wird teurer
Inhalt
saldo 2/2000
02.02.2000
Mit billigem Nachtstrom wurden die Kunden angelockt. Inzwischen haben sich die Kosten verdoppelt. saldo zeigt Alternativen auf.
Der Erdölschock sass tief. "So können Sie Ihre Heizsorgen vergessen", warben Unternehmen wie Siemens in den Siebziger-jahren. Sie versprachen "woh-lige Wärme mit Elektro-heizungen".
In dieselbe Kerbe hieb auch die Stromwirtschaft. Mit dem Bau von Atomkraftwerken hatte sie gewaltige Überkapazitäten geschaffen. Die Elektroheizungen soll...
Mit billigem Nachtstrom wurden die Kunden angelockt. Inzwischen haben sich die Kosten verdoppelt. saldo zeigt Alternativen auf.
Der Erdölschock sass tief. "So können Sie Ihre Heizsorgen vergessen", warben Unternehmen wie Siemens in den Siebziger-jahren. Sie versprachen "woh-lige Wärme mit Elektro-heizungen".
In dieselbe Kerbe hieb auch die Stromwirtschaft. Mit dem Bau von Atomkraftwerken hatte sie gewaltige Überkapazitäten geschaffen. Die Elektroheizungen sollten die vor allem in der Nacht anfallenden Stromüberschüsse abtragen helfen. "Heizkomfort mit billigem Nachtstrom", lautete die Losung.
Der Werbefeldzug hatte Erfolg: Heute sind in der Schweiz rund 250 000 fest installierte Elektroheizungen in Betrieb. Rund ein Drittel davon sind Zentralheizungen, zwei Drittel sind Einzelraum-Heizgeräte ohne System zur Wärmeverteilung.
Elektroheizungen und mobile Elektroöfeli verbrauchen zusammen viel Strom zur Wärmeerzeugung: rund 5,5 Milliarden Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Im Winterhalbjahr sind sie für rund 20 Prozent des gesamten Strombedarfs verantwortlich.
Anfang der Neunzigerjahre kam dann die Kehrt-wende. Viele Stromversorger schafften die billigen Nachttarife für Elektroheizungen ab. Durch den Wechsel vom Tag-Nacht-Tarifsystem zu Saisontarifen haben sich die Betriebskosten für ein durchschnittliches Einfamilienhaus von 1000 Franken auf rund 2000 Franken pro Jahr verdoppelt.
Mehr und mehr gerieten Elektroheizungen in den Ruf von "Stromfressern". "Das ist Unsinn", findet Josef Oehri, Präsident des atomfreundlichen Vereins der Benützer von Elektroheizungen. Mit dieser Meinung steht er allerdings ziemlich allein.
Selbst der Verband der Schweizerischen Elektrizitätswerke (VSE) ist da anderer Ansicht: "Die direkte Erzeugung von Wärme aus hochwertiger Elektrizität macht grundsätzlich wenig Sinn", schrieb der Verband 1998 in seinem Bulletin.
Viel effizienter sind zum Beispiel Wärmepumpen: Ein Elektromotor pumpt Wärme für Raumheizung und Warmwasser aus der Umwelt (Grundwasser, Aussenluft)
in die Wohnung. Im Vergleich zur Elektroheizung wird mit dieser Technik nur ein Drittel der Elektrizität benötigt, um dieselbe Raumwärme zu erzeugen.
Würden sämtliche elektrischen Heizungen in der Schweiz durch Wärmepumpen ersetzt, könnten pro Jahr rund drei Milliarden kWh Strom eingespart werden: Das entspricht dem Stromverbrauch von fast 700 000 Haushalten.
Nicht eingerechnet sind hier fest montierte Elektrostrahler in Badezimmern, Toiletten oder Baracken sowie die mobilen Elektroöfeli in Mansarden oder Bastelräumen. Diese Kleinheizgeräte konsumieren nochmals mindestens 500 Millionen kWh pro Jahr.
Betriebskosten werden künstlich tief gehalten
Für Heini Glauser, Vizepräsident der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES), stehen Elektroheizungen vor dem endgültigen Aus: "Denn kurzfristig sind sie zwar noch billig, langfristig werden sie aber am teuersten sein."
Grund: Durch Quersubventionen über die allgemeinen Stromtarife werden die Betriebskosten von Elektroheizungen nach wie vor künstlich gedrückt. Heute verkaufen viele Elektrizitätswerke den Heizungsstrom noch zu 9 bis 11 Rappen pro kWh.
Elektrizitätswerke unterstützen Wärmepumpen
Das wird sich mit der Liberalisierung des Strommarkts jedoch ändern. Laut VSE werden im liberalisierten Markt allein die Durchleit-gebühren für 1 kWh Strom zwischen 9 bis 18 Rappen kosten. Hinzu kommen Produktionskosten. Der Preis wird sich so auf 20 Rappen pro kWh zubewegen.
Für ein elektrisch beheiztes Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von rund 25 000 kWh dürften die Betriebskosten auf gegen 5000 Franken pro Jahr steigen. Für Glauser ist klar: "Das wird den Druck erhöhen, Elektroheizungen zu ersetzen und so effizienteren Heizsystemen einen neuen Schub geben."
Schon heute ist der Trend zur effizienteren Wärmepumpe deutlich: 1992 wurden in der Schweiz 2600 Stück verkauft. 1999 waren es bereits 7000. Der Grund: Wärmepumpen werden von vielen Elektrizitätswerken finanziell gefördert. "Kessel raus - Pumpe rein" lautet die neue Devise.
Ein vorbildliches Beis