Der Entlassungstag war der schönste Tag in meiner Karriere als Soldat. Auf dem Flugplatz Dübendorf ZH standen wir in einer endlos langen Schlange und warfen unser Militärzeugs in riesige Tonnen. Hier die abgelatschten Schuhe, dort das Gnägi und ganz hinten die Sackmesser, Mützen und Gürtel. Das war ein sehr befreiender Moment. Und fortan hatte ich wieder einen Kubikmeter mehr Platz im Estrich.

Nach der Entsorgung mussten wir nochmals stramm stehen, die Nationalhymne summen und viel Weisswein trinken. Die ganze Zeit beobachtete ich durchs Fenster frisch entlassene Männer, die in die Tonnen stiegen, das weggeworfene Material unter ihren Pullover schoben und sich ziemlich auffällig unauffällig Richtung Auto davonschlichen. Ich hob das Glas in die Höhe und prostete ihnen zu.

Heute würde auch ich in die Tonnen steigen. Im Nachhinein weiss ich: Da lagen Goldschätze! Im Schweizer Armee-Shop (www.armeeshop.ch) wird dieser Gerümpel zu tollen Preisen verkauft. Ein Militärrucksack zum Beispiel kostet 70 Franken –gebraucht und ungewaschen. Das ist ein bisschen igitt. Einzelne Militärschuhe kosten 26 Franken. Wozu braucht man einen einzelnen Militärschuh? Dumme Frage! Zum Beispiel als Flaschenhalter.

Was bringt mir mein überdurchschnittlicher IQ-Wert (106), wenn ich daran denke, dass ich nicht einmal zwei, drei Armeedecken aus den Wieder­holungskursen mitgenommen habe? Im Armee-Shop kosten diese unsympathischen Kratzdecken mit Schweizerkreuz 44 Franken. Eine «kuscheli­gere Version» gibts beim Praktikus-Versand für 198 Franken!

Wenn Sie also Ihrem Neffen oder Enkel ein Fresspäckli schicken, bitten Sie ihn ruhig um einen Gegenwert, zum Beispiel um «Original-Militär­biskuits Kambly» in der «Verpackungs­einheit à 48 Portionen». Die kosten im Armee-Shop 90 Franken.