Eine Website für 7,3 Millionen Franken
Das Militärdepartement hat nicht nur Geld für neue Flieger, sondern auch für einen überteuerten neuen Auftritt im Internet.
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saldo 05/2014
19.03.2014
Mirjam Fonti
Seit 2006 nimmt der Bund jährlich mehr Steuern ein. Das führt zu einem lockeren Umgang mit Steuermillionen, etwa beim Kauf von Kampfflugzeugen (saldo 4/14). Ein weiteres Beispiel ist der neue Internetauftritt des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Laut Medienmitteilung kostete die neue VBS-Website den Steuerzahler in den ersten fünf Jahren...
Seit 2006 nimmt der Bund jährlich mehr Steuern ein. Das führt zu einem lockeren Umgang mit Steuermillionen, etwa beim Kauf von Kampfflugzeugen (saldo 4/14). Ein weiteres Beispiel ist der neue Internetauftritt des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Laut Medienmitteilung kostete die neue VBS-Website den Steuerzahler in den ersten fünf Jahren 7,3 Millionen Franken. Zum Vergleich: Die äusserst komplexe Seite der SBB, die 25 separat gemanagte Websites zusammenführte, kostete rund 4 Millionen.
Ein Blick in die Internet-Ausschreibungsplattform Simap.ch des Bundes zeigt, dass zum Grundauftrag in den nächsten 13 Jahren allenfalls weitere Kosten von 148 Millionen Franken dazukommen.
Ein unglaublicher Betrag, fand der Solothurner CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt. Er wollte deshalb von Bundesrat Ueli Maurer wissen, wie die hohen Kosten zu erklären seien. Maurer sagte dazu, das beste und wirtschaftlichste Angebot habe den Zuschlag erhalten. Die weiteren Ausgaben seien theoretisch. Sie würden nur anfallen, falls sich andere Departemente ebenfalls für das System entscheiden sollten. VBS-Sprecher Renato Kalbermatten bezeichnet die Chancen, dass diese Option eingelöst wird, als «sehr hoch». Mehrere Webauftritte von Bundesstellen gelten als veraltet.
Den Zuschlag für den VBS-Auftritt erhielt die St. Galler Firma Namics. Sie wollte sich zu den Kosten nicht äussern, da die Rekursfrist noch läuft.
Fachleute beurteilen die VBS-Seite als viel zu teuer: «Bei einem in ähnlichen Projekten verrechneten Stundensatz von 200 Franken müsste ein 20-köpfiges Team ein ganzes Arbeitsjahr ausschliesslich an diesem Projekt arbeiten», sagt Clemens Schuster, Chef der Winterthurer Kommunikationsfirma Hofrat Suess. Zudem umfasse die Ausschreibung Punkte wie Bereitstellung, Anpassung, Support und Weiterentwicklung: «Das entspricht einer Gesamtauslagerung an die Agentur, obwohl VBS-intern Ressourcen vorhanden wären.»