Das Letzte, was auf dem Aufzeichnungsgerät aus dem Cockpit zu hören ist, ist die ruhige Stimme von Kapitän Marc Dubois: «Zehn Grad Längsneigung.» Dann stürzt Flug AF447 in den Südatlantik. 228 Menschen sind sofort tot. Die ­Ur­sache: menschliches Versagen.     

Das Air-France-Unglück ist kein Einzelfall: Etwa 70 Prozent der tödlichen Unfälle in der Passagierluftfahrt sind auf das Versagen von Menschen zurückzuführen, meist von Piloten, aber auch von anderen Beteiligten wie Fluglotsen. 

Aufarbeitung diverser Flugunglücke

In seinem Buch «Crash Test» beleuchtet der Luftfahrt­jour­nalist Andreas Spaeth die Ursachen von Flugzeugkatastrophen. Er beschreibt minuziös, wie es zum Absturz der Air-France-Maschine im Jahr 2009 kam, erläutert die Ungereimtheiten beim Verschwinden des Flugs MH370 der Malaysian Airlines oder geht der Frage nach, wie es dazu kommen konnte, dass ein junger Kopilot vor einem Jahr eine Germanwings-Maschine in den französischen Alpen zum Absturz brachte und 149 Menschen mit in den Tod riss. 

Die Fälle zeigen, wie nahe Tod oder Überleben auch in der durchorganisierten digitalisierten Welt beieinander liegen können.  Spaeths Fazit: «Flugunfälle haben immer viel­fältige Ursachen, und nur wenn viele einzelne Dinge gleichzeitig schiefgehen, kommt es tatsächlich zu ­einem Absturz.» Gleichzeitig konstatiert er: «Die weitgehende Automatisierung hat dazu geführt, dass die manuellen Fähigkeiten des Fliegens so weit verkümmert sind, dass sie im Notfall oft nicht mehr ausreichen.» 

Das Buch ist nichts für Menschen mit Flugangst. Zwar betont der Autor, dass die positive Entwicklung des Luftverkehrs hin zu extremer Sicherheit durch immer zuverlässigere Technik in den vergangenen Jahrzehnten beeindruckend sei. Dennoch stehe es nicht zum Besten. Das zeige die Flugzeugkollision von Überlingen am Bodensee im Jahr 2002, bei der 71 Menschen starben. Ursache: menschliches Versagen. Und Spaeth sieht bereits neues Unheil am Himmel aufziehen: Drohnen. 

Andreas Spaeth, «Crash Test», Heyne, 288 Seiten, ca. Fr. 18.–