Emotionen sind privat und individuell. Trotzdem ist man emotional durch Mitmenschen, Medien oder Werbung höchst beeinflussbar. Buchautor und Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel will die Leser für diese äusseren Einflüsse sensibilisieren. Emotionen und Verstand gelten längst nicht mehr als Gegensät-ze: Gefühle prägen die rationalen Entscheidungen. Sie seien ein «innerer Kompass, der dem Verstand sagt, was wichtig ist». Gleichzeitig werden Gefühlsregungen auch durch rationale Erwägungen mit­gesteuert. Wie man fühlt, hat auch kulturelle Gründe. Die Märchen der Kindheit, Freunde oder Filme prägen das Gefühlsleben stark. Zudem schafft die Gesellschaft auch eine Erwartungshaltung: Wie muss ich mich vor meiner Hochzeit oder bei einer Beerdigung fühlen? Wer hier nicht die «richtigen» Emotionen zeigt, fällt auf. 

Schnabel geht auf die sehr unterschiedlichen Vorstellungen von Glück und Unglück ein oder auf die Manipulationen der Emotionen im Einkaufszentrum. Er beschreibt auch die Gefühlsarbeit, die man im Job unbewusst leistet. Denn dort wollen sich alle von der besten Seite zeigen: motiviert, erfolgreich, glücklich.   

Ulrich Schnabel, «Was kostet ein Lächeln?», Blessing 2015, ca. Fr. 32.–