Der Postangestellte Friedrich leidet unter Stress, Angst und Schlaflosigkeit. Von den Kunden am Schalter fühlt er sich feindselig beobachtet und unter Druck gesetzt. Nach der Arbeit trinkt er immer öfter. Pa­nik­attacken und Atemnot häufen sich. Schliesslich bricht er zusammen. Die Diagnose des Arztes lautet: Burn­out.

Die österreichische Ärztin und Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger schildert in ihrem Buch zahlreiche Leidensgeschichten. Ihr Fazit: Die meisten ihrer Patienten erkranken nicht am Burnout, weil sie persönlich zu wenig belastbar sind oder ihr Arbeit­geber sie durch eine extreme Anspruchshaltung überforderte. 

Diese gängige Interpretation bezeichnet Leibovici-Mühlberger als «Burnout-Lüge» und benennt weitere Schuldige: die Gesellschaft, den ökonomischen Wachstumswahn und die Konsumsucht. Diese zwingen immer mehr Menschen dazu, Höchstleistungen zu vollbringen – bis zur totalen Erschöpfung. 

Die Autorin rät Betroffenen, drei Regeln einzuhalten: 

  1. Achtsam sein sich selbst und anderen gegenüber. 
  2. Einer Arbeit nachgehen, die sinnvoll erscheint. 
  3. Einen Glauben finden, der Vertrauen ins Leben schenkt. 

Die Ursachenforschung der Autorin fällt zwar etwas undifferenziert aus. Die Lektüre lohnt sich trotzdem, weil das Buch anschauliche und berührende Einblicke in das Leben von Betroffenen gibt.

Martina Leibovici-Mühlberger, «Die Burnout-Lüge», Edition A, ca. Fr. 28.50