Buchtipp: Jeder sein eigener Fabrikant
Dank Internet kann bald jeder Tüftler selbst entworfene Produkte in kleiner Stückzahl herstellen lassen. Ein Buch beschreibt den neuen Trend.
Inhalt
saldo 03/2013
20.02.2013
Marc Mair-Noack, eb, bud,
Wer eine neue Uhr oder ein neues Velo sucht, stellt es mit Hilfe des Internets am besten selbst her, sagt Chris Anderson. Der US-amerikanische Journalist sieht in dieser Entwicklung die «nächste industrielle Revolution» – eine Chance für Heimwerker und Bastler.
Bereits heute gibt es im Internet Plattformen, auf denen Tüftler Ideen diskutieren oder sich zusammentun. Das Portal Quirky.com zum Beispiel hilft ihnen, Profis für die Produkteentwicklu...
Wer eine neue Uhr oder ein neues Velo sucht, stellt es mit Hilfe des Internets am besten selbst her, sagt Chris Anderson. Der US-amerikanische Journalist sieht in dieser Entwicklung die «nächste industrielle Revolution» – eine Chance für Heimwerker und Bastler.
Bereits heute gibt es im Internet Plattformen, auf denen Tüftler Ideen diskutieren oder sich zusammentun. Das Portal Quirky.com zum Beispiel hilft ihnen, Profis für die Produkteentwicklung zu finden. Wichtig sind auch Seiten wie Quickstarter.com. Hier können Erfinder Geldspenden sammeln.
Dabei spielt gemäss Anderson der sogenannte Ikea-Effekt eine Rolle: Kunden schätzen diejenigen Produkte mehr, die ihnen das Gefühl geben, an der Entstehung beteiligt gewesen zu sein.
Neue Möglichkeiten mit 3D-Druckern
Auch Fabriken haben den Trend erkannt: Sie bieten eine Produktion in kleinen Stückzahlen auf Abruf an. Somit kann jeder sein eigenes Produkt herstellen lassen. Oder aber man fabriziert diese mit den neuen 3D-Druckern gleich selbst. Dank dieser Geräte lassen sich bereits heute Kunststoffmodelle zum Beispiel für Häuser oder Autos produzieren.
Anderson schreibt anschaulich und begeisternd über die Möglichkeiten, vom Konsumenten zum Produzenten zu werden. Das Buch ist spannend zu lesen, egal, ob man selbst Bastler ist oder sich für Trends in der Konsumgesellschaft interessiert.
Chris Anderson, «Makers. Das Internet der Dinge», Hanser, ca. Fr. 33.–
Buchtipps
Was den Armen wirklich hilft
Die Ökonomen Esther Duflo und Abhijit Banerjee revolutionieren die Entwicklungspolitik mit Methoden der Forschung: Mit Kontrollgruppen testen sie vor Ort, was gegen Armut hilft. Sie zeigen, dass 2 Kilogramm Linsen ein Anreiz für Mütter sein können, ihr Kind impfen zu lassen. Sie weisen nach, dass Mikrokredite kaum gegen Armut helfen und energiesparende Kochherde nur genutzt werden, wenn sie einfach zu bedienen sind. Die Autoren geben den Armen eine Stimme, indem sie Praxis und Theorie vergleichen. So entblössen sie Klischees der Armutsbekämpfung als untauglich.
Abhijit V. Banerjee/Esther Duflo, «Poor Economics», Knaus, ca. Fr. 33.–
Alles wird käuflich
Man kann sich sein Kind von einer indischen Leihmutter austragen lassen, gegen Geld bedrohte Nashörner jagen oder für Geld angeblich die klimatischen Auswirkungen seiner Flugreisen neutralisieren. Darf man das? Der US-Philosoph Michael J. Sandel erläutert anhand vieler Beispiele, wie die Regeln des Marktes in Bereiche wie Gesundheit, Bildung oder Umweltschutz eindringen, in denen einst andere Normen galten. Sandel kommt zum Schluss, dass der Mensch heute statt in einer Marktwirtschaft in einer Marktgesellschaft lebt. Ein leicht lesbares Buch zu einem schwierigen Thema.
Michael J. Sandel, «Was man für Geld nicht kaufen kann», Ullstein, ca. Fr. 28.–
Warum Frauen depressiv werden
Frauen erkranken doppelt so oft an Depressionen wie Männer. Die Journalistin und Psychologin Ursula Nuber sucht nach Erklärungen für diese Tatsache. Sie sieht die Ursache für Depressionen vor allem in der hohen Beziehungsbedürftigkeit von Frauen: Sie würden sich zu stark über Beziehungen zu anderen definieren, was zu Abhängigkeit, Selbstaufgabe und Depressionen führen könne. Nuber will Betroffenen Mut machen und ihnen Wege aufzeigen, um aus dem Tief herauszukommen. Doch viele ihrer Tipps, wieder «zu sich zu finden», klingen zu einfach.
Ursula Nuber, «Wer bin ich ohne dich?», Campus, ca. Fr. 29.–