Buchtipp: Die Wirtschaft muss den Menschen dienen
Konsumzwang und Wirtschaftswachstum machen die Menschen nicht glücklicher. Ein Ökonom und ein Philosoph fordern ein Grundeinkommen für alle.
Inhalt
saldo 06/2013
03.04.2013
Jonas Arnold, rg, eb, ask
Jedes Jahr ein neues Auto und ein neues iPhone – um sich Luxusgüter leisten zu können, opfern viele Menschen ihre persönliche Freiheit und arbeiten hart, sagen der britische Ökonom Robert Skidelsky und sein Sohn Edward, ein Philosophieprofessor. Dabei zeige die Glücksforschung: Ab einem gewissen Betrag mache ein höheres Einkommen die Menschen nicht glücklicher.
Das Gleiche gelte für die Wirtschaft: Das Streben nach Wachstum begünst...
Jedes Jahr ein neues Auto und ein neues iPhone – um sich Luxusgüter leisten zu können, opfern viele Menschen ihre persönliche Freiheit und arbeiten hart, sagen der britische Ökonom Robert Skidelsky und sein Sohn Edward, ein Philosophieprofessor. Dabei zeige die Glücksforschung: Ab einem gewissen Betrag mache ein höheres Einkommen die Menschen nicht glücklicher.
Das Gleiche gelte für die Wirtschaft: Das Streben nach Wachstum begünstigt den Raubbau an der Natur und macht eine Gesellschaft anfällig für Krisen: Wanken die Banken und lahmt die Konjunktur, drückt dies die Löhne und bedroht die Sicherheit vieler Arbeitsplätze. Dabei versprechen liberale Ökonomen, dass technischer Fortschritt und Wirtschaftswachstum die Menschen ständig freier und reicher machen.
Deshalb wollen die Autoren die Werbung stärker einschränken. Sie fördere den Zwang, das Neuste besitzen zu müssen. Statt Wirtschaftswachstum und Konsumdruck sollten folgende Grundwerte gelten: Gesundheit, Sicherheit, Respekt, Harmonie mit der Natur, Freundschaft und Musse. Dazu soll jeder ein Grundeinkommen erhalten. Robert und Edward Skidelsky sind überzeugt: Das lässt sich finanzieren, wenn der Staat das Geld in seine Bürger investiere, anstatt es via Subventionen und Steuergeschenke in die Wirtschaft zu stecken.
Das Buch holt weit aus – bis zum Philosophen Aristoteles – und ist zuweilen langfädig. Dennoch ist es ein starkes Plädoyer gegen den Wachstumsglauben und für mehr Selbstbestimmung der Bürger.
Robert & Edward Skidelsky, «Wie viel ist genug?», Kunstmann, ca. Fr. 28.–
Buchtipps
Die Welt neu erfinden
Am Anfang jeder Innovation steht eine Idee. Das Buch porträtiert Menschen aus Afrika, Europa und den USA, die eine Idee hatten, mit der sie die Welt verbessern wollen. Etwa die Lehrerin Kathie Salen. Ihr Projekt: Eine Schule, die Lernen und Spielen verbindet. Oder der Architekt Anders Wilhelmson, der eine Tüte erfunden hat, die menschliche Exkremente in Dünger verwandelt. Die Autoren unterrichten an der FH Düsseldorf. Auf der Website http://innovationstuntmen.com berichten sie über ihre Arbeit. Ein Besuch lohnt sich genauso wie die Lektüre des Buches.
Stefan Scheer,Tim Turiak, «Innovation Stuntmen», Campus, ca. Fr. 43.–
Warum Designprodukte mehr kosten
Der Hersteller von Moleskine-Notizbüchern wirbt damit, dass Hemingway, Picasso und Matisse diese schon benutzt hätten. Dank dieser Legende und klassischem Design verbinden Käufer mit den Büchern die Vision eines authentischen, kreativen Lebens. Dabei existieren Moleskine-Bücher unter diesem Namen erst seit 1997. Dies ist nur ein Beispiel, mit dem die Autoren in ihrem lesenswerten Buch die Konsumkultur ausleuchten. Im Zentrum steht oft das Design. Denn Design macht Produkte optisch unterscheidbar. Ihre Besitzer signalisieren so, wo sie hingehören (wollen).
Sabine Fabo, Melanie Kurz (Hg.), «Vielen Dank für Ihren Einkauf», Transcript, ca. Fr. 27.–
Witziges aus dem Baumarkt
Der Baumarktverkäufer Mirko Trompetter erzählt von seinen Erfahrungen mit Heimwerkern. Da gibt es Besserwisser, die Löcher in der Wand mit Blitzzement auffüllen und dazu eine Fettpresse verwenden. Die ist danach mit Zement verklebt und unbrauchbar. Andere kleiden ihren Pool mit Gipskartonplatten aus. Die Episoden sind witzig, aber lehrreich. So erfährt man, dass ein «Ziegenfuss» in der Fachsprache Nageleisen heisst, ein Werkzeug zum Herausziehen eingeschlagener Nägel. Und man bekommt mit, was man als Heimwerker alles falsch machen kann. Das kann tröstlich sein.
Mirko Trompetter, «Das Leben ist ein Baumarkt», Riva, ca. Fr. 14.50