Kann eine Mikrowelle nur 10 Dollar kosten? Das fragt sich der Soziologieprofessor Michael Carolan bei seinem Einkauf in der US-Discountkette Walmart. Die Antwort des amerikanischen Autors: Nein, die tatsächlichen Kosten der Mikrowelle sind viel höher.

Sie würden auf die Umwelt sowie auf Menschen abgewälzt, die politisch und wirtschaftlich machtlos seien – wie das unterbezahlte Walmart-Verkaufspersonal: Oft müssen die Angestellten trotz Job Sozialhilfe beantragen. Oder auf die Akkord-Arbeiter in den chinesischen Fabriken von Foxconn, die mit unbezahlten Überstunden und weggesparten Erholungspausen das Produktionsziel erreichen müssten. Foxconn produziert unter anderem für Apple, Dell, ­Microsoft und Sony.

Billigökonomie fördert die Ungleichheit

Es gebe meistens jemanden, der für die «billigwaren­orientierte Lebensweise» der westlichen Welt bezahlen müsse, schreibt Carolan. Deshalb fördere eine auf Konsum und Kostenreduktion getrimmte Billigökonomie langfristig die Ungleichheit und erhöhe die Staatsausgaben für Soziales oder die Abfallbeseitigung. 

Waren müssten nicht zwingend teuer werden, aber ihr Preis sollte so hoch sein, dass Arbeiter und Verkäufer von ihren Löhnen leben könnten. Und die Hersteller sollten ihre Produkte so konstruieren, dass sie einfach repariert werden können, statt beim kleinsten Defekt im Müll zu landen. 

Am Beispiel der USA zeigt Carolan, dass «billige Nahrungsmittel in Wirklichkeit unglaublich teuer sind». ­Allein die US-Regierung zahlte von 1995 bis 2009 insgesamt 211 Milliarden Dollar an Landwirtschaftssubventionen. Den grössten Teil dieser Steuergelder erhielten nicht die Bauern. Sie flossen vielmehr «an die grössten und oft profitabelsten Agrarfabriken/Agrarkonzerne». In der EU ist es ähnlich: Jahr für Jahr sind 50 Milliarden Euro an Landwirtschaftssubventionen budgetiert. Viele gehen an Agrarkonzerne.

Das mit wenigen Grafiken illustrierte Buch ist stark auf die USA fokussiert, bietet aber fundiertes Hintergrundwissen über Produk­tionsvorgänge und die Wohlstandsverteilung. 

Michael Carolan, «Cheaponomics. Warum billig zu teuer ist»,

Oekom, ca. Fr. 29.–