Die Tyrannei des Multitasking
Das Buch stellt in Frage, was viele Angestellte am Arbeitsplatz seit Jahren praktizieren: Multitasking. Anhand eigener Erfahrungen und vieler Studien zeigen eine Kommunikationstrainerin und ein Geschäftsführer die Gefahren des Multitasking auf. Dazu gehören eine grössere Fehlerhäufigkeit und ein höheres Burnout-Risiko. Die beiden Autoren empfehlen deshalb: «Konzentration aufs Wesentliche.»
Nötig ist es, «Wichtiges von Dringendem» unterscheiden zu lernen. Das heisst, es lohnt sich, sich von anscheinend Dringlichem nicht laufend ablenken zu lassen, sondern sich auf das Wichtige zu konzentrieren. Die Autoren appellieren, sich vermehrt nach den eigenen Bedürfnissen zu richten und sich dem Stress zu entziehen: Mehr für den Augenblick zu leben und sich nicht mit der Vorstellung zu trösten, wenn der Stress erst mal vorbei sei, habe man noch lange Zeit, das Leben zu geniessen.
Endlich ein Buch, das Multitasking nicht zur Selbstverständlichkeit erhebt. Allein das ist Balsam für jeden, der im alltäglichen Mehrkampf hin und wieder fast verzweifelt. Die Autoren führen Beispiele aus dem Alltag an, in denen sich der Leser schnell erkennt. Etwa das Hamstergefühl: Man tritt unentwegt im gleichen Rad bis zur Erschöpfung und hat den Eindruck, nirgends hingekommen zu sein. Oder das Zähneputzen: Manche Menschen können ihre Zähne nicht in Ruhe vor dem Lavabo putzen, sondern versuchen nebenbei anderes zu erledigen. Angeblich tendieren besonders Frauen dazu.
Dieses Buch ist so unterhaltsam geschrieben, dass man es am liebsten in einem Zug lesen würde. Wenn es nicht ständig Störungen gäbe, die sich nur mit Multitasking bewältigen liessen.
Beate Schneider/Martin Schubert, «Die Multitaskingfalle», Orell Füssli, ca. Fr. 40.–
Weitere Tipps
Die USA als globaler Klimaretter
Der «New-York-Times»-Kolumnist Friedman bringt die Klimakrise auf den Nenner «Heiss, flach, überbevölkert». Überbevölkert heisst, dass sich die Weltbevölkerung von 1953 bis 2053 verdreifachen wird. Heiss, dass die Welt auf den Klimakollaps zusteuert, da der Globus immer «flacher» wird, sodass mehr Menschen als je zuvor am Wohlstand teilhaben. Der Konsumhunger lässt (Öl-) Ressourcen schwinden, heizt die Temperaturen an und beschleunigt das Artensterben. Friedmans Lösung: Eine «grüne Revolution» unter US-Führung, mehr Umwelttechnik und -schutz sowie eine bessere Energieeffizienz, um sich von den arabischen «Petro-Diktaturen» unabhängig zu machen. Ein visionäres Buch, an dem der Patriotismus des Autors nervt, der vor allem eins im Sinn hat: das Wiedererstarken der Supermacht USA.
Thomas L. Friedman, «Was zu tun ist», Suhrkamp, ca. Fr. 43.–
Glücklich macht das Glück der anderen
Es ist ein Fehler, nach immer mehr Profit zu streben, sagt der britische Wirtschaftswissenschafter Richard Layard. Denn die Wissenschaft lehre, dass Wohlstand allein nicht zufrieden mache. Wichtiger sei es, das grösstmögliche Glück aller im Blick zu haben. Dazu sei es nötig, den Wettbewerb einzudämmen und das gegenseitige Vertrauen zu stärken, etwa durch mehr ethische Erziehung in Schulen, Stärkung der Familien und mehr Arbeitsplatzsicherheit. Begriffe wie Flexibilität, Mobilität und Wandel bewertet Layard skeptisch: «Wir sind glücklicher, wenn wir uns für etwas entscheiden, was gut genug ist, als wenn wir dauernd hinter dem vermeintlich Besten herlaufen müssen.» Ein Buch wider den Zeitgeist. Es hilft, Wertmassstäbe zu überdenken.
Richard Layard, «Die glückliche Gesellschaft – was wir aus der Glücksforschung lernen können», Campus, ca. Fr. 36.–
Ein neues Buch über Monsanto
Das amerikanische Biotech-Unternehmen Monsanto kennt seit jeher wenig Skrupel, schreibt die französische Autorin Marie-Monique Robin. Schon in den 30er-Jahren entsorgte der Konzern in St. Louis giftige Chemikalien in Flüssen. Die Verantwortlichen wussten stets, wo ein Geschäft lockte – ethische Bedenken hin oder her. Heute gehören Monsanto laut Robin 90 Prozent aller Patente auf gentechnisch veränderte Organismen – ein Milliardengeschäft auf Kosten der Landwirte, die dem Konzern hohe Gebühren zahlen müssen. Monsanto verdient auch am Unkrautvertilgungsmittel Roundup gut. Gleichzeitig verkauft der Konzern Bauern das gegen Roundup genetisch resistente Saatgut. Mit vielen Beispielen untermauert die Autorin ihre These vom «skrupellosen Konzern». Eine fesselnde Lektüre.
Marie-Monique Robin, «Mit Gift und Genen», DVA, ca. Fr. 35.–