Wenn Kunden aus der Schweiz in Deutschland einkaufen, müssen die Geschäfte für diese Verkäufe keine Mehrwertsteuern abliefern. Deshalb geben sie das Geld den Kunden zurück. Daran haben die Schweizer Detaillisten gar keine Freude: Das grosse Preisgefälle für gleiche Waren bewirkt, dass Milliarden Franken ennet der Grenze ausgegeben werden (saldo 16/12).

Dagegen will der Schweizer Botschafter in Berlin, Tim Guldimann, vorgehen. Sein Vorschlag: Für Einkäufe unter 100 bis 250 Euro sollen Schweizer Kunden keinen Anspruch auf Rückerstat­tung mehr haben.


«Schlaumeiereien, die nichts bringen»

Initiantin des Vorschlags ist CVP-Nationalrätin Kathy Riklin. «Diese Bagatellrückforderungen fördern den Einkaufstourismus zusätzlich und schaden unserem Gewerbe sowie den Grossverteilern Coop und Migros», sagt sie gegenüber saldo.

Kein Verständnis für die Idee hat Preisüberwacher Stefan Meierhans. Dies seien «Schlaumeiereien, die vielleicht kurzfristig Wirkung zeigen, aber langfristig nichts bringen». Den Einkaufstourismus gebe es, weil die Schweiz nach wie vor eine Hochpreisinsel sei. «Er kann nur gestoppt werden, wenn die Preis-Leistungs-Verhältnisse keinen Anreiz mehr bieten, den Weg über die Grenze zu nehmen», sagt Meierhans. 

Doch statt die Preise im Inland zu senken, soll nach dem Willen der Politiker das Einkaufen im Ausland teurer werden. Nutzniesser wären vor allem die Lebensmittelmultis, die Schweizer Grossverteiler und der deutsche Fiskus – das Nachsehen hätten die Schweizer Konsumenten.

Die Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz, in der auch Migros und Coop vertreten sind, begrüsst den Vorschlag. Sie behauptet jedoch, dass sie nicht an der Ausarbeitung des Vorschlags beteiligt war.