Tabletten, Gel, Pflaster, Augentropfen: Das Medikament Voltaren gibt es in zahlreichen Varianten, und es ist äusserst beliebt. Der Hausarzt und Pharmaexperte Etzel Gysling sagt: «Immer wieder wünschen Patienten ausdrücklich Voltaren.» Das beschert Herstellerin Novartis seit Jahren satte Gewinne – obwohl es mittlerweile günstige Generika mit dem gleichen Wirkstoff gibt. In Asien und Lateinamerika steigen die Umsätze sogar weiter an, «aufgrund des langjährigen Vertrauens in die Marke», freut sich Novartis im neuesten Jahresbericht.
Vorbehalte gegen den Wirkstoff
Doch immer mehr Fachleute raten von Voltaren und seinem Wirkstoff Diclofenac ab. Die deutsche Fachzeitschrift «Gute Pillen – schlechte Pillen» beschrieb kürzlich die «zahlreichen unerwünschten Wirkungen»: Magenbeschwerden, Wasser in den Beinen, hoher Blutdruck oder Nierenprobleme. Zwar lösen andere Schmerzmittel ähnliche Nebenwirkungen aus. Doch Voltaren schneide im Vergleich schlechter ab, so das Fazit des Berichts.
Gravierend können die Folgen für Patienten sein, die Voltaren täglich einnehmen, etwa gegen Rheuma. Laut Wolfgang Becker-Brüser, Arzt und Redaktor der Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm», verschlechtert Voltaren sehr häufig die Leberwerte: «Seltene, aber schwere Leberschäden können auftreten, ohne dass der Patient vorher etwas merkt.» Zudem erhöht Voltaren das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, und zwar um 40 Prozent. Dies ergab letztes Jahr ein Vergleich von elf Schmerzpillen, für den britische Forscher Studien mit total 2,7 Millionen Patienten ausgewertet hatten. Als besser fürs Herz erwies sich der Wirkstoff Naproxen, der etwa in Aleve oder Apranax enthalten ist. Auch Gysling und Becker-Brüser empfehlen gegen Rheuma Naproxen.
Wer Voltaren nur gelegentlich schluckt, muss ebenfalls mit Nebenwirkungen rechnen. Am häufigsten sind Bauchschmerzen, Durchfall oder Erbrechen. Sie betreffen jeden vierten bis fünften Anwender. Für solche leichten bis mittleren Schmerzen empfiehlt Becker-Brüser die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (in Aspirin enthalten) oder Paracetamol (etwa in Dafalgan, Panadol und Acetalgin).
Medikament möglichst niedrig dosieren
Für Becker-Brüser ist klar: «Die Bedenken gegenüber Voltaren haben zugenommen.» Noch weiter geht Etzel Gysling: «Ich empfehle meinen Patienten seit Jahren kein Voltaren mehr.» Einzig das Gel zum Einreiben setze er noch ein.
Novartis schreibt, es seien schon zahlreiche Studien zu Voltaren durchgeführt worden: «Wir sind nach wie vor vom positiven Nutzen-Risiko-Profil von Voltaren überzeugt.» Nebenwirkungen liessen sich verringern, indem man das Medikament in möglichst niedriger Dosis und «für die kürzestmögliche Dauer» einnehme.
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