AHV: Vermögen steigt stetig
Die AHV hat im vergangenen Jahr wieder sehr gut abgeschlossen – obwohl der Bund 5 Milliarden Franken aus der Schatulle nahm und zweckentfremdete.
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saldo 10/2012
20.05.2012
Letzte Aktualisierung:
21.05.2012
Stefan Schuppli
Die Bilanz der AHV sieht auch per Ende 2011 wieder gut aus: Sie schloss mit einem Gewinn von 988 Millionen Franken ab, trotz schwieriger Ausgangslage: Das Jahr bescherte auf dem gesparten Kapital nur tiefe Zinserträge und die Zahl der AHV-Rentner nahm um mehr als 50 000 Personen zu.
Verantwortlich für das gute Ergebnis war hauptsächlich eine Steigerung der Einzahlungen der Erwerbstätigen und Arbeitgeber um 3,1 Prozent, wie aus den kürzlich publizier...
Die Bilanz der AHV sieht auch per Ende 2011 wieder gut aus: Sie schloss mit einem Gewinn von 988 Millionen Franken ab, trotz schwieriger Ausgangslage: Das Jahr bescherte auf dem gesparten Kapital nur tiefe Zinserträge und die Zahl der AHV-Rentner nahm um mehr als 50 000 Personen zu.
Verantwortlich für das gute Ergebnis war hauptsächlich eine Steigerung der Einzahlungen der Erwerbstätigen und Arbeitgeber um 3,1 Prozent, wie aus den kürzlich publizierten Zahlen des Bundesamts für Sozialversicherungen hervorgeht. Die Anzahl der Stellen nahm weiter zu, die Löhne stiegen im Durchschnitt.
5 Milliarden für die Invalidenversicherung abgezweigt
Überschüsse in Milliardenhöhe haben bei der AHV Tradition. Sie nimmt praktisch jedes Jahr mehr ein, als sie ausgibt. In den vergangenen dreissig Jahren nahm das Kapital der AHV deshalb stetig zu. Seit dem Jahr 2000 hat es sich ungefähr verdoppelt. Es betrug Ende 2011 rund 40,1 Milliarden Franken. Dieser Betrag übersteigt die gesamten AHV-Einnahmen des vergangenen Jahres.
Das Vermögen der AHV hätte sich Ende 2011 sogar auf über 45 Milliarden Franken belaufen, wenn der AHV nicht am 1. Januar des gleichen Jahres 5 Milliarden Franken entnommen worden wären. Mit dem Geld eröffnete der Bundesrat einen Fonds für die Invalidenversicherung (IV).
Der Grund: Die IV war während Jahren defizitär. Um sie zu sanieren, hat das Parlament vor drei Jahren Folgendes vorgeschlagen:
- Die Konsumenten zahlen 0,4 Prozent mehr Mehrwertsteuer. Dazu hatten die Stimmberechtigten das letzte Wort. Die Vorlage wurde am 27. September 2009 angenommen.
- Die IV erhält einen eigenen Fonds, der bei der Gründung mit 5 Milliarden aus dem AHV-Kapital gespeist wird. Diese Gesetzesänderung wurde im Parlament beschlossen. Die Stimmbürger hatten dazu nichts zu sagen. Die Inkraftsetzung des Gesetzes war an die Annahme der Erhöhung der Mehrwertsteuer gekoppelt.
Trotz der erfreulichen Erfolgsrechnung der AHV in den vergangenen Jahren sieht das Bundesamt für Sozialversicherungen für die Zukunft schwarz. Die Zahl der Rentner steige im Vergleich zur Beschäftigtenzahl überproportional. Deshalb würden die Überschüsse der AHV in ein paar Jahren in Verluste umschlagen. So ein Faktenblatt des Bundesamts vom Mai 2011.
Der Pessimismus des Bundesamtes und des Bundesrats ist nicht neu. Die Prognosen für die AHV waren immer viel schlechter als die tatsächlichen Ergebnisse:
- Im Jahr 2000 prognostizierte der Bundesrat in seiner Botschaft zur 11. AHV-Revision, dass die AHV im Jahr 2006 mit einem Verlust von 1,5 Milliarden Franken abschliesse und die Ersparnisse auf 22 Milliarden schrumpfen würden. Tatsächlich ergab sich aber ein Jahresgewinn von 2,5 Milliarden Franken – und in der AHV hatten sich Ende Jahr bereits 32,1 Milliarden Franken angesammelt.
- Im Jahr 2005 schätzte der Bundesrat in seiner revidierten Botschaft zur 11. AHV-Revision, dass sich der AHV-Fonds nach fünf Jahren auf 29 Milliarden belaufe – bei einem «optimistischen» Szenario mit kräftigem Wirtschaftswachstum. Tatsächlich belief sich der Fonds Ende 2010 auf 44,2 Milliarden Franken.
- Im Jahr 2008 schrieb die AHV-Rechnung wegen Verlusten an der Börse ein Minus von 2,3 Milliarden Franken. Die AHV-Statistiker befürchteten deshalb, dass schon ab 2014 jedes Jahr mit einem Defizit abschliesst. «Als Folge der aktuellen Wirtschaftskrise werden die Einnahmen der AHV ab 2009 tiefer ausfallen, als bisher angenommen wurde. Die jüngsten Perspektivrechnungen waren zu optimistisch», schrieb das Bundesamt im Januar 2009 in einer Medienmitteilung.
Das Gegenteil war der Fall: 2009 machte die AHV mit 3,9 MilliardenFranken den grössten Gewinn ihrer Geschichte. Die Börse erholte sich, mehr Menschen kamen in die Schweiz und fanden hier Arbeit.
Rentner können beruhigt in die Zukunft blicken
Neuerdings sind die Prognosen etwas differenzierter geworden. Das Bundesamt rechnet mit verschiedenen Szenarien. Nach der pessimistischsten Variante wären die AHV-Ersparnisse im Jahr 2026 aufgebraucht, nach der optimistischsten lägen im Jahr 2030 immer noch 23 Milliarden Franken im AHV-Spartopf. Angesichts der stets zu tiefen amtlichen Prognosen der vergangenen dreissig Jahre dürfen die Rentnerinnen und Rentner für die nächsten dreissig Jahre beruhigt sein.