Knausriger Lohn für Billag-Detektive
Die SRG-Inkassofirma Billag stellt im Aussendienst schlecht qualifiziertes Personal an. Und bezahlt es erst noch mies.
Inhalt
saldo 20/2008
02.12.2008
Rolf Hürzeler
Die Billag treibt im Auftrag des Bundesamtes für Kommunikation die Radio- und Fernsehgebühren ein. Und verdient daran happig: 55 Millionen Franken behielt die Inkassostelle im Jahr 2007 für sich – das sind 4,39 Prozent aller eingetriebenen Gebühren. In den Nachbarländern Deutschland und Österreich haben die Gebühreneintreiber bedeutend tiefere Kosten (saldo 19/08).
Doch die Billag verd...
Die Billag treibt im Auftrag des Bundesamtes für Kommunikation die Radio- und Fernsehgebühren ein. Und verdient daran happig: 55 Millionen Franken behielt die Inkassostelle im Jahr 2007 für sich – das sind 4,39 Prozent aller eingetriebenen Gebühren. In den Nachbarländern Deutschland und Österreich haben die Gebühreneintreiber bedeutend tiefere Kosten (saldo 19/08).
Doch die Billag verdient mit der Gebühreneintreiberei nicht nur gut, sie bezahlt auch ihre Angestellten mies, die Jagd auf Gebührenhinterzieher machen.
80 Billag-Mitarbeiter ziehen in der Schweiz von Haus zu Haus, um die Sünder zu entdecken. Ihr Vorgehen ist einfach: Die Aussendienstler vergleichen Namenslisten von Gebührenzahlern mit den Klingelschildern. Fehlt einer auf der Liste, läuten die Billag-Detektive und erkundigen sich nach einem Radio- oder TV-Apparat.
Nur 14 Franken pro unangemeldetes Gerät
Die Aussendienstler erhalten für diesen Job kein Fixum, sie sind von den Provisionen abhängig: 14 Franken gibts für ein unangemeldetes Gerät pro Haushalt, 20 Franken, wenn der Detektiv einen schwarz laufenden Radio- oder Fernsehapparat entdeckt. Weitere 5 Franken gibts für eine nachgeführte Adresse, etwa wenn ein Gebührenzahler seinen Umzug nicht korrekt gemeldet hat. Das ergibt monatlich im Nebenverdienst 600 bis 800 Franken.
«Der Job ist sehr aufwendig», sagt X. L. (Name bekannt), der für die Billag in der Ostschweiz Kontrollen durchführte und von Haus zu Haus pilgerte. Die Arbeit sei oftmals heikel: «Ich habe sogar handfeste Drohungen erlebt.» So musste X. L. das Nummernschild seines Wagens auswechseln, weil ihm überführte Gebührenschummler bis nach Hause nachstellten.
Ständig wechselnde Vorgesetzte
Die Billag stellt ihre Aussendienstler nicht selbst an. Sie arbeiten im Dienst von Personalvermittlern wie der Express Personal AG in Basel und Bern. Als Qualifikation reichen «ein einwandfreier Leumund sowie Lebenserfahrung», sagt Billag-Mediensprecher Jonny Kopp. Vier regionale Field Manager betreuen die Freelancer, wie die Gebühreneintreiber im Billag-Jargon heissen.
Zudem würden Fachleute die Mitarbeiter «theoretisch und praktisch» trainieren, damit sie lernen, «drohender Gewalt rechtzeitig auszuweichen». X. L. erfuhr kein solches Coaching. Und der Field Manager habe laufend gewechselt: «Ich wusste nicht mehr, mit wem ich es zu tun hatte.» X. L. fühlte sich bei seiner Arbeit ausgenutzt und wenig ernst genommen.