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saldo 14/2003
10.09.2003
Kein Land hat ein ineffizienteres Urheberrechtssystem als die Schweiz. Die Gesellschaft Pro Litteris braucht über 30 Prozent oder rund 6 Millionen Franken ihrer Einnahmen für Inkasso und Verwaltungsaufwand. Vergleichbare Organisationen in Deutschland und Österreich kommen mit weniger als 10 Prozent aus.
Pro-Litteris-Direktor Ernst Hefti macht das Gesetz verantwortlich. Auf Druck aus Gewerbekreisen werden in der Schweiz die Copyright-Abgaben nicht pauschal beim Kauf eines Fotoko...
Kein Land hat ein ineffizienteres Urheberrechtssystem als die Schweiz. Die Gesellschaft Pro Litteris braucht über 30 Prozent oder rund 6 Millionen Franken ihrer Einnahmen für Inkasso und Verwaltungsaufwand. Vergleichbare Organisationen in Deutschland und Österreich kommen mit weniger als 10 Prozent aus.
Pro-Litteris-Direktor Ernst Hefti macht das Gesetz verantwortlich. Auf Druck aus Gewerbekreisen werden in der Schweiz die Copyright-Abgaben nicht pauschal beim Kauf eines Fotokopierers belastet. Die Pro Litteris verschickt stattdessen jedes Jahr rund 48 000 Rechnungen an die Gerätebesitzer.
Der Verwaltungsaufwand wächst überproportional
Der bürokratische Irrsinn kann nicht der Pro Litteris angelastet werden. Hefti hat resigniert: «Ausser den Urhebern und Verlegern, die durch uns vertreten werden, will niemand eine Systemänderung.»
Zwar steigen die Einnahmen von Jahr zu Jahr, doch der Aufwand wächst überproportional. Im Jahr 2000 lagen die Verwaltungskosten noch bei 25 Prozent, 2002 betrugen sie 30,8 Prozent - obwohl die Statuten eine Obergrenze von einem Viertel festlegen und die Kontrollstelle KPMG diese Überschreitung rügt.
Hefti begründet den Anstieg mit höheren Aufwendungen für Software und Abschreibungen. Ab 2004 soll der Verwaltungsaufwand wieder sinken. Wenn dies gelingt, dann nur, weil zwei Millionen zusätzliche Einnahmen aus der digitalen Vervielfältigung budgetiert sind. Sparen, so Hefti, könne er höchstens bei der Verteilung der Gelder, doch dann bestehe die Gefahr von Willkür. An der aufwändigen Mitgliederzeitschrift «Gazzetta» (210 000 Franken für zwei Ausgaben) will der Pro-Litteris-Chef nicht rütteln.
Unmut regt sich nicht einmal unter den 6500 Pro-Litteris-Mitgliedern. Die Kultur- und Medienschaffenden erhalten wegen dieser Bürokratie weniger Geld für Urheberrechte. Ein kleiner Trost: Den Teilnehmern der Generalversammlung zahlt die Pro Litteris das Bahnbillett.
mü