Viele Patienten leiden zurzeit an Halsweh und Schluckschmerzen als Folge einer Rachenentzündung.  Hausärzte verschreiben dagegen oft Antibiotika. Christoph Fux, Chefarzt für Infektiologie am Kantonsspital Aarau, beziffert laut der Ärztezeitung «Medical Tribune» die Zahl der so behandelten Patienten auf 75 Prozent. Antibiotika sind hier jedoch oft überflüssig. In der Regel hat sich der Rachen infolge einer viralen Infektion entzündet.

Laut US-Studien sind nur 15 bis 30 Prozent der Entzündungen bakteriell verursacht, etwa durch Streptokokken. Marco Rossi, leitender Arzt für Infektiologie am Luzerner Kantonsspital, betont, dass «man heute Rachenentzündungen mit Streptokokken nicht mehr zwingend behandeln muss».

In den 1970er- und 1980er- Jahren verschrieben Ärzte oft Antibiotika, um das durch Streptokokken der Gruppe A ausgelöste rheumatische Fieber zu verhindern. Die heutigen Streptokokken führen sehr selten zu diesem Fieber.
Rossi empfiehlt, bei Infektionen von Nase und Rachen zuerst abzuwarten und die Schmerzen zu behandeln. Nur Erkrankte, denen es nach einigen Tagen weiterhin schlecht gehe, sollten Antibiotika erhalten. Rossi warnt vor der unnötigen Einnahme von Antibiotika: «Je mehr Antibiotika wir nehmen, desto rascher nimmt das Resistenzproblem zu.»