Bis 2012 erhielt Maja M. aus Berikon AG Jahr für Jahr gratis das offizielle Telefonbuch Aargau-Ost – mit rund 800 Seiten Umfang. Diesen Mai fand sie in ihrem Briefkasten nur noch ein kleinformatiges, viel dünneres Telefon- und Adressbuch namens Local Guide, das noch 30 Gemeinden umfasst. Die saldo-Leserin benutzt das Telefonbuch auf Papier regelmässig und möchte weiterhin Nummern ausserhalb ihrer engeren Region nachschlagen können. Gemäss einer aktuellen Studie der AG für Werbemedienforschung benutzen über 80 Prozent der Bevölkerung das Papiertelefonbuch – trotz Internet. 

Bisher erhielten alle Haushalte mit einem Festnetanschluss kostenlos das Telefonbuch der jeweiligen Region. Die Schweiz war in 24 Bände eingeteilt. Jetzt werden diese 24 Bände durch nicht weniger als 102 sogenannte Local Guides mit deutlich weniger Inhalt ersetzt. 


Gratis gibts nur noch ein paar Gemeinden im Umkreis des Wohnorts

Das heisst für Maja M. konkret: Der Inhalt ihres alten Telefonbuchs ist nun in nicht weniger als sieben Local Guides enthalten. Unentgeltlich erhält sie nur noch den Band mit ihrer Wohngemeinde, inklusive einiger Nachbargemeinden. Jeder weitere Band kostet Fr. 14.90. Macht total für das Gebiet Aargau-Ost, das sie bisher gratis erhielt, Fr. 89.40. Früher gab die Swisscom die Telefonbücher heraus, jetzt ist sie noch Mehrheitsaktionärin der Herausgeberin der Telefonbücher Local.ch

Martin Lüthi, Sprecher von Local.ch, begründet das neue Geschäftsmodell damit, das Einzugsgebiet der blauen Telefonbücher sei zu gross gewesen. Die Local Guides umfassten nun dieselben Gemeinden wie die regionalen Gelben Bücher. Das würde den Nuzungsgewohnheiten besser entsprechen. Zudem hätten sie einen «erweiterten Informationsgehalt». 

In den Local Guides finden sich regionale Infoseiten mit Restauranttipps oder Hinweisen auf Schönheitssalons. Diese Hinweise sind für die erwähnten Firmen gemäss Lüthi gratis. Das stimmt, wie saldo überprüft hat. Dafür finden sich auf den restlichen Seiten umso mehr bezahlte Inserate. Fazit: Einen Mehrwert gegenüber dem alten Telefonbuch hat die Swisscom, nicht die Telefonabonnenten.