Günstiger Schutz der Siebensachen
Mit der Wahl des richtigen Anbieters lässt sich bei Hausratversicherungen viel Geld sparen. saldo zeigt, welche Produkte gut und günstig sind.
Inhalt
saldo 18/2004
10.11.2004
Martin Müller
Aus dem Keller wird der Weinvorrat geklaut, ein Fernsehbrand zerstört die Wohnzimmereinrichtung, ein Rohrbruch setzt die halbe Wohnung unter Wasser: In all diesen Fällen deckt die Hausratversicherung den entstandenen Schaden. Eigentlich gibt es bloss zwei Kategorien Menschen, die eine solche Versicherung nicht brauchen: Jugendliche, die in ihrer ersten eigenen Wohnung ausser einem Bett und einem Tisch kaum etwas besitzen. Und Reiche, die einen allfälligen Schaden aus der Portokasse bezahlen k...
Aus dem Keller wird der Weinvorrat geklaut, ein Fernsehbrand zerstört die Wohnzimmereinrichtung, ein Rohrbruch setzt die halbe Wohnung unter Wasser: In all diesen Fällen deckt die Hausratversicherung den entstandenen Schaden. Eigentlich gibt es bloss zwei Kategorien Menschen, die eine solche Versicherung nicht brauchen: Jugendliche, die in ihrer ersten eigenen Wohnung ausser einem Bett und einem Tisch kaum etwas besitzen. Und Reiche, die einen allfälligen Schaden aus der Portokasse bezahlen können.
Sparpotenzial von bis zu 200 Franken im Jahr
Für alle anderen ist eine Hausratversicherung ein Muss - die grosse Mehrheit der Schweizer Haushalte hat denn auch eine abgeschlossen. Geschätzte knapp 800 Millionen Franken setzt die Schweizer Versicherungsbranche damit jährlich um - und verdient daran kräftig. Laut Statistik des Bundesamtes für Privatversicherungen nehmen die Anbieter von Feuer-, Elementar- und Sachschadenversicherungen jährlich fast 3,3 Milliarden Franken an Prämien ein, müssen aber nur Schäden in der Höhe von rund 1,9 Milliarden decken.
Ein gutes Geschäft also - doch die Kunden sind nicht machtlos: Allein durch die richtige Auswahl des Anbieters lassen sich beim Schutz der Siebensachen jährlich bis zu 200 Franken sparen - das zeigt ein Preisvergleich von saldo. So bezahlt eine vierköpfige Familie beim teuersten Anbieter (Coop-Versicherungen) fast 500 Franken pro Jahr - bei der La Suisse gibt es die gleiche Versicherungsdeckung für rund 305 Franken. Und wenn die Familie die Krankenversicherung bei der CSS abgeschlossen hat oder Stammkunde bei Ikea ist, kommt sie sogar unter 300 Franken weg (siehe Tabelle, Seite 15).
CSS und Visana versichern auch Hausrat
Auffallend ist, dass die beiden grössten Anbieter Winterthur und Mobiliar preislich mittelmässig bis schlecht abschneiden. Die Mobiliar etwa rühmt sich, dass jeder dritte Schweizer Haushalt bei ihr versichert ist. Die Prämien liegen aber eher am oberen Rand. Daraus folgt: Hunderttausende von Haushalten könnten jedes Jahr eine Menge Geld sparen, wenn sie zu einer günstigeren Versicherung wechseln würden.
Dass dies viele nicht tun, hängt damit zusammen, dass ihnen ein Wechsel zu kompliziert scheint. In der Tat lassen sich die verschiedenen Angebote nur mit einem gewissen Aufwand wirklich vergleichen. Internetdienste nützen dabei nicht viel: Comparis zum Beispiel kennt nur die Tarife von vier Anbietern. Zudem wissen viele nicht, dass mit der CSS und der Visana auch zwei Krankenkassen im Geschäft der Hausratversicherungen mitmischen; auch wer nicht dort krankenversichert ist, kann eine Hausratpolice abschliessen, und für Mitglieder gibt es interessante Rabatte.
Schadenfall: Selbstbehalt meist bei 200 Franken
Hausrat ist im Prinzip alles, was man beim Zügeln mitnimmt. Dazu gehören auch geliehene, gemietete und geleaste Gegenstände, aber keine Motorfahrzeuge. Eine Hausratversicherung deckt nicht nur den Verlust von zerstörten oder gestohlenen Sachen; sie zahlt auch für Rauchschäden nach einem Brand oder bei Löschwasserspuren nach einem Einsatz der Feuerwehr.
Zum Hausrat gehört weiter, was ausserhalb der eigentlichen Wohnung auf dem Balkon, in der Garage, im Keller, Garten oder im Treppenhaus abgestellt ist. Ersetzt wird im Schadenfall prinzipiell der Neuwert - also der Betrag, den man auslegen muss, um einen gleichwertigen Gegenstand heute zu kaufen; davon ausgenommen sind häufig Sportgeräte, Velos und nicht mehr gebrauchte Kleider. Zudem wird in der Regel pro Schadenfall ein Selbstbehalt abgezogen; dieser beträgt meistens 200 Franken (Ausnahmen sind in der Tabelle vermerkt).
Mieter haften nicht für Eigentum des Hausbesitzers
Achtung: Der Deckungsumfang der einzelnen Versicherer unterscheidet sich beträchtlich. So ist beispielsweise einzig bei der Generali der Hausrat ausdrücklich gegen Erdbebenschäden versichert. Andere Gesellschaften schliessen Schäden wegen abgestürzter Flugzeuge aus; ein eher unwahrscheinlicher Fall - doch wenn er eintritt, hat er gravierende Kostenfolgen. saldo hat daher die wichtigsten Unterschiede im Kleingedruckten der Versicherungspolicen unter die Lupe genommen.
Wichtig zu wissen: Mieter können sich bei zahlreichen Gesellschaften billiger versichern lassen als Eigentümer. Der Grund: Sie haften nicht für Sachen, die dem Hausbesitzer gehören. Das sind beispielsweise Fensterscheiben, Toiletten, Lavabos oder Glaskeramikherde. Entsprechend können Mieter getrost auf eine Glasbruchversicherung verzichten - ausser sie besitzen selber teure Gegenstände aus Glas wie etwa Aquarien oder kostspielige Glastische.
Sinnvoll ist hingegen für die meisten der Zusatzbaustein «einfacher Diebstahl auswärts» - also ausserhalb der Wohnung, zum Beispiel in der gemieteten Ferienwohnung oder im Auto.
Bei teuren Gegenständen Quittungen aufbewahren
Die Versicherungssumme als Kernpunkt der Police sorgt häufig für Unsicherheiten. Wichtig ist eine realistische Einschätzung darüber, was es kosten würde, wenn man den gesamten Hausrat neu anschaffen müsste. Eine Überversicherung lohnt sich keinesfalls - die Versicherten bezahlen Prämie für nichts, weil im Ernstfall nur die effektive Schadensumme bezahlt wird; bei einer Unterdeckung bleiben sie im Schadenfall jedoch eventuell auf einem Teil der Kosten sitzen.
Die Versicherungsgesellschaften stellen zur Berechnung grobe Tabellen zur Verfügung: So lässt sich die Versicherungssumme entweder aufgrund der Anzahl bewohnter Zimmer oder anhand der Quadratmeterzahl und des Einrichtungsstandards abschätzen. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, für teurere Gegenstände die Kaufbelege aufzubewahren. So können im Schadenfall Konflikte mit der Versicherung vermieden werden.
Wertvolle Sachen (zum Beispiel Schmuckstücke, Bilder, Teppiche, antike Möbel, Foto- und Filmausrüstungen) sollten gleich nach dem Kauf der Versicherung gemeldet werden, um sie in der Versicherungspolice aufführen zu lassen.
Wichtig: Police mit kurzer Laufzeit wählen
Vorsicht auch bei der Vertragsdauer: Wenige Anbieter sind so kundenfreundlich wie die Coop-Versicherung, die standardmässig erneuerbare Einjahresverträge abschliesst. Die meisten offerieren ungefragt Fünfjahresverträge und stellen nur auf Nachfrage kürzere Verträge aus. Policen mit kurzen Laufzeiten sind aber unbedingt zu empfehlen, weil die Versicherungsnehmer rascher auf geänderte Lebensumstände reagieren oder die Versicherung wechseln können, wenn sie nicht mehr zufrieden sind.
Die Fussangeln auf einen Blick
Deckung definieren
- Bestimmen Sie die Versicherungssumme: Ermitteln Sie, wie viel es kosten würde, wenn Sie Ihren gesamten Hausrat neu kaufen müssten. Anhaltspunkte für die Höhe der Versicherungssumme gibt es auf den Websites verschiedener Versicherungen; sie schätzen den Wert des Hausrats aufgrund der Anzahl Personen im Haushalt, der Zahl der bewohnten Zimmer oder der Quadratmeterzahl sowie dem Wohnstandard. Ein Student mit Ikea-Regalen kommt auf einen anderen Wert als ein Ehepaar mit Designermöbeln.
- Holen Sie schriftliche Offerten bei mehreren Versicherungen ein und fragen Sie gezielt nach den Leistungen, die Sie wirklich brauchen.
- Prüfen Sie anhand der Offerten und der mitgelieferten allgemeinen Versicherungsbedingungen, ob aller Hausrat gedeckt ist. Nicht immer versichert sind etwa Hi-Fi-Geräte, Uhren, das Gepäck im Auto (trotz Aufbruch) und der Inhalt der Tiefkühltruhe. Velos, Ski und Snowboards sollten wie der ganze übrige Hausrat ebenfalls zum Neuwert gedeckt sein (und nicht nur zum Zeitwert).
- Prüfen Sie, ob die Offerten abgesehen von den allgemein üblichen Risiken (Feuer, Wasser, Einbruchdiebstahl) auch die folgenden Risiken abdecken: Schäden nach Erdbeben, aufgrund abgestürzter Flugzeuge und Implosionen des Fernsehgeräts. Solche Vorkommnisse sind zwar selten, können aber kostspielig sein. Deshalb sind diese Risiken teilweise von der Deckung ausgeschlossen.
Prämien sparen
- Wählen Sie eine Versicherung mit Selbstbehalt. Die Prämie ist tiefer, der Selbstbehalt im Falle eines Falles verkraftbar.
- Fragen Sie nach einem Schadenfreiheitsrabatt. So senkt sich die Prämie nach schadenfreien Jahren.
- Verzichten Sie als Mieter auf eine Glasversicherung, wenn Sie keine grösseren wertvollen Gegenstände aus Glas im Haushalt haben (zum Beispiel Aquarien, teure Glastische). Zerbrochenes Fensterglas ist Sache des Vermieters.
- Wenn Sie keinen Hausrat ausserhalb der Schweiz lagern, können Sie die Versicherung auf die Schweiz beschränken.
- Die von vielen Versicherungen vorgeschlagene automatische Summenanpassung an die Teuerung ist nicht sinnvoll: Möbel werden tendenziell billiger. Überprüfen Sie besser von Zeit zu Zeit den Neuwert Ihres Mobiliars.
- Die Versicherung von Bargeld gegen Diebstahl macht nur Sinn, wenn Sie regelmässig grössere Summen zu Hause aufbewahren.