Rund 90 Millionen Fischstäbchen werden in der Schweiz jährlich gegessen. Das ist dem Marktbericht Fleisch des Bundes zu entnehmen. Vorschriften zur Zusammensetzung von Fischstäbchen gibt es nicht. Die Hersteller dürfen selbst entscheiden, wie viel Fisch und wie viel Panade sie für ein Stäbchen verwenden und welchen Fisch sie verarbeiten.
Den grössten Fischanteil unter den 15 im Labor untersuchten Produkten haben die «Fisch Sticks» aus dem Volg. Mit der Gesamtnote «gut» schnitten im K-Tipp-Test aber nur die «Bio Fish Sticks aus Pangasiusfilets» von Coop Naturaplan ab. Das Produkt bestand zu 67 Prozent aus Fisch und zu 33 Prozent aus Panade.
Der Fischanteil war mit fast 66 Prozent allgemein relativ hoch. Im letzten Fischstäbchen-Test vor fünf Jahren belief sich der Anteil Fisch nur auf 55 bis 62 Prozent (K-Tipp 9/2019). Im Gegensatz zu den anderen Fischstäbchen enthielt der Testsieger von Coop kein Glycidol. Dieser Fettschadstoff kann bei der Verarbeitung von Ölen entstehen und gilt als krebserregend.
Am meisten Glycidol in Pelican-Fischstäbchen
Mit 600 Mikrogramm pro Kilogramm Fett am meisten Glycidol fand das Labor in den «Fischstäbchen» von Pelican. Eine akute Gefahr für die Gesundheit besteht zwar bei dieser Menge nicht. Dennoch wertete der K-Tipp alle Produkte, die Glycidol enthielten, um eine halbe Note ab. Denn Fischstäbchen sind nicht die einzige Quelle, über die man den Fettschadstoff zu sich nimmt. So wiesen K-Tipp und «Saldo» Glycidol bereits in Asianudeln, Dosenthunfisch oder Margarine nach.
Beim Testsieger ist allerdings auch nicht alles einwandfrei. Das Produkt ist mit Pangasiusfilets hergestellt. «Saldo» kritisierte letztes Jahr die Pangasiuszucht in Vietnam («Saldo» 5/2023). Die Fische würden nicht lokal verarbeitet, sondern lebend auf Schiffe verladen, 120 Kilometer flussabwärts transportiert und beim Schlachtbetrieb wieder ausgeladen. Das könne Tage dauern.
Coop teilte «Saldo» damals mit, dass die gemäss Bio-Suisse-Richtlinie zulässige Transportdauer von maximal zehn Stunden eingehalten werde. Die Kritik an der Zucht hatte im aktuellen Test keinen Einfluss auf die Gesamtnote, weil die Produktionsbedingungen nicht überprüft werden können. Es zählten nur im Labor messbare objektive Kriterien.
Grossteil des Fischs stammt aus Wildfang
Neben den Fischstäbchen von Coop Naturaplan enthalten nur die «Migros Bio Fischstäbchen» von Pelican Zuchtpangasius. Die Fische für alle anderen Fischstäbchen wurden im Meer gefischt. Laut WWF werden jedes Jahr rund 90 Millionen Tonnen Fisch gefangen.
Zwischen 1970 und 2010 seien die weltweiten Fischpopulationen um 50 Prozent zurückgegangen. Daran ist auch die Schweiz beteiligt. Im Jahr 2000 wurden laut dem Bundesamt für Statistik noch 56'000 Tonnen Fisch importiert – 2022 waren es bereits über 73'000 Tonnen. Das entspricht mehr als acht Kilo Importfisch pro Kopf und Jahr.
Fast alle geprüften Produkte mit Fisch aus dem Meer tragen das Label des Marine Stewardship Council (MSC). Dieses wurde 1997 vom WWF mitbegründet. Produkte mit diesem Label müssen aus Fisch sein, der aus stabilen Beständen stammt, der Meeresboden soll beim Fang geschont und Beifang möglichst vermieden werden.
Das einzige Produkt aus dem Meer ohne MSC-Label sind die «Kabeljau Fischstäbchen mit Bio-Panade» von Wild Ocean. Sie tragen das Label «Iceland Responsible Fisheries». Der betreffende Kabeljau werde vor der isländischen Küste mit der Leine einzeln am Haken herausgezogen. Es handle sich dabei um «nachhaltige Küstenfischerei».
Mehrere Produzenten erklären, dass sie die geltenden Schweizer Grenzwerte für Fettschadstoffe einhielten. Man arbeite jedoch daran, den Anteil solcher ungesunden Stoffe weiter zu reduzieren.
Diese Fische stecken in Fischstäbchen
Pangasius: Der Süsswasserfisch ist in Südostasien heimisch. Beide Pangasiusprodukte im Test stammen aus Zuchtbetrieben in Vietnam.
Alaska-Seelachs: Der Name täuscht, da es sich nicht um einen Lachs, sondern um einen Dorsch handelt. Der Alaska-Seelachs wächst schnell und produziert viele Nachkommen. Deshalb ist er laut WWF relativ unempfindlich gegenüber intensiver Fischerei. Die Fischstäbchen aus Alaska-Seelachs sind die günstigsten im Test. Bei den Billiglinien von Coop, Migros, Aldi und Lidl werden keine Filets verarbeitet, sondern «Fischmus» – das sind Fischstücke, die beim Entgräten anfallen.
Kabeljau/Dorsch: Dieser schnell-wüchsige Fisch kann bis zu 2 Meter lang und rund 100 Kilo schwer werden. Im Nordostatlantik geht der Bestand laut dem WWF zurück.