Volketswiler Schule ist auch mit giftigem PCB belastet
Schadstoffe vergiften die Raumluft im Volketswiler Hellwies-Schulhaus. Doch Eltern und Lehrer wurden nur ungenügend informiert. Jetzt macht der Kanton Druck.
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Gesundheitstipp 06/2009
06.06.2009
Letzte Aktualisierung:
09.06.2009
Andreas Gossweiler
Der Verdacht hat sich bestätigt: Die Raumluft im Volketswiler Hellwies-Schulhaus ist nicht nur mit Formaldehyd belastet (siehe unten), sondern auch mit giftigen polychlorierten Biphenylen (PCB). Das steht im Messbericht der Firma Bau- und Umweltchemie, der dem Gesundheitstipp vorliegt. Bisher hatte sich die Volketswiler Schulpflege hartnäckig geweigert, den Messbericht zu veröffentlichen. Erst nachdem sich das kantonale Volksschulamt eingeschaltet hatte, erlaubte die Schulpfleg...
Der Verdacht hat sich bestätigt: Die Raumluft im Volketswiler Hellwies-Schulhaus ist nicht nur mit Formaldehyd belastet (siehe unten), sondern auch mit giftigen polychlorierten Biphenylen (PCB). Das steht im Messbericht der Firma Bau- und Umweltchemie, der dem Gesundheitstipp vorliegt. Bisher hatte sich die Volketswiler Schulpflege hartnäckig geweigert, den Messbericht zu veröffentlichen. Erst nachdem sich das kantonale Volksschulamt eingeschaltet hatte, erlaubte die Schulpflege dem Gesundheitstipp, den Bericht zu lesen. Roland Brunner vom Zürcher Volksschulamt sagt: «Alle Behörden müssen Informationen, die von allgemeinem Interesse sind, offenlegen.»
PCB im Fugenkitt: Ein weitverbreitetes Problem
Im Messbericht steht, dass Fugendichtungen im Schulhaus Hellwies zwischen 7 und 10 Prozent PCB enthalten. In früheren Untersuchungen bezeichneten Experten ähnliche Werte als alarmierend. PCB wurde dem Fugenkitt beigemischt, damit er elastisch bleibt. Doch seit 1971 ist es verboten. Denn es wirkt wie Hormone, schädigt das Immunsystem und fördert Krebs. Ein Test des Gesundheitstipp zeigte im Jahr 2000, dass sechs von zehn Schulhäusern PCB-Fugenkitt enthielten.
Die Firma Bau- und Umweltchemie empfiehlt, die PCB-haltigen Fugen im Schulhaus Hellwies «mit Metallblenden oder anderen Massnahmen abzudecken». Bei einer späteren Renovation soll der Fugenkitt entfernt werden. Gerd Zwiener, Experte für Gebäude-Schadstoffe in Köln, findet die Abdeckung mit Metallblenden sinnvoll, weil so der direkte Kontakt der Kinder mit dem Fugenkitt verhindert werde. Doch er warnt: «PCB wird auch mit der Atemluft aufgenommen.» Deshalb müsse in PCB-belasteten Schulhäusern auch die Raumluft gemessen werden. Denn vielerorts habe aus Dichtungsfugen ausgetretenes gasförmiges PCB auch Wände, Decken und Möbel verseucht. Das Überstreichen der PCB-Fugen sei eine «unsichere Lösung», sagt der Bauökologe Michael Pöll: «Dabei kann die Absperrwirkung infolge von Wechselwirkungen zwischen Fugenkitt und Anstrich wieder verloren gehen.»
Laut dem Messbericht gibt es im Hellwies-Schulhaus auch Decken- und Wandflächen, die mit Insektiziden und Pilzschutzmitteln behandelt sind. Die Firma Bau- und Umweltchemie rät, diese bei einer Renovation durch giftfreie Produkte zu ersetzen. Die Experten fanden auch Asbest. Doch seien die Asbestfasern ungefährlich, weil sie in Zement gebunden seien.
Formaldehyd: Die Quelle ist noch nicht bekannt
Im Schulhaus Hellwies in Volketswil ZH gasen Holzteile viel Formaldehyd aus: Experten massen bis 250 Mikrogramm pro Kubikmeter Raumluft. Bis heute ist unklar, woher das Gift stammt.
Die Firma Bau- und Umweltchemie fand heraus, dass Deckenplatten und Schränke am meisten Formaldehyd enthalten. Doch die Experten glauben, dass die wichtigste Formaldehydquelle woanders liegt. Die Untersuchungen konzentrieren sich jetzt auf Deckenelemente, die unter der sichtbaren Decke versteckt sind.
Messungen im Winter zeigten, dass die Formaldehydwerte in den Schulzimmern auch bei kräftigem Lüften immer noch zwischen 77 und 112 Mikrogramm liegen. Dies geht aus den Messberichten hervor. Deutsche Fachleute empfehlen, dass der Formaldehydgehalt in der Luft maximal 30 Mikrogramm betragen soll. Im Sommer werden die Werte auch in Volketswil wieder ansteigen.