Wer das Klebereiweiss Gluten nicht verträgt, bekommt von Brot Bauchschmerzen – oder leidet nach dem Essen eines panierten Schnitzels an Übelkeit. Durch Lebensmittel mit Gluten entzündet sich bei Betroffenen die Darmschleimhaut und sie können viele Nähr­stoffe weniger gut aufnehmen. Das ist der Fall bei der Autoimmunkrankheit Zöliakie sowie bei der Glutenunverträglichkeit. Das Ein­zige, was hilft, ist ein ­strikter Verzicht auf gluten­haltige Lebens­mittel. Allerdings ist nicht immer klar, wo überall Gluten drinsteckt.

Jetzt will der Luzerner Her­steller Chrisana die Lösung gefunden ­haben: Die Tabletten der Marke Gluteostop sollen helfen, kleine Mengen von Gluten abzubauen. Die Tabletten sind kein Medi­kament, sondern ein Nahrungs­ergänzungsmittel: Sie enthalten ein Enzym, welches das Gluten angeblich bereits im Magen aufspaltet. In der Werbung heisst es, das Mittel sei «für alle ideal, die sich glutenfrei ernähren müssen», und die ver­hindern wollen, dass durch Glutenspuren Beschwerden auftreten. Ein Spender mit 90 Tabletten kostet 35 Franken. Pro Mahlzeit empfiehlt Chrisana ein bis zwei Tabletten. 

Die Interessengemeinschaft Zöliakie setzt sich für solche Patienten ein. Der wissenschaftliche Beirat der IG rät von den Tabletten ab.Vorstandsmitglied und Magen-­Darm-Arzt Roger Wanner begründet dies so: «Die ein­zige verwert­bare klinische Studie wurde nicht bei Zöliakie-­Patienten, sondern bei Personen mit Glutenunverträglichkeit durchgeführt.» Die ­Studie habe gezeigt, dass nach der Einnahme der Tabletten noch ­Reste von Gluten in Magen und Darm vorhanden waren. Bereits kleinste Glutenmengen können den Darm erkrankter Personen schädigen. Und das könne für sie katastrophal sein. Es bestehe die Gefahr, dass ­sie dann wegen Gluteostop nicht mehr strikt darauf achten, was sie essen. 

Auch der Luzerner Allergologe Gerhard Müllner ist vorsichtig: Es sei noch zu früh, um zu sagen, ob das Mittel tatsächlich wirke. 

Hersteller Chrisana schreibt, mehrere Studien hätten gezeigt, dass das Enzym beim Abbau von Gluten gut wirke. Die Studien ­waren allerdings sehr klein: Eine wurde mit 18 Personen durch­geführt, eine zweite mit 12 und eine andere mit 16 Personen. Weitere Studien testeten das Enzym nur im Labor. Laut Chrisana ist Gluteostop nicht primär für Leute mit Zöliakie gedacht, sondern für solche mit ­einer Glutenunverträglichkeit: Sie würden Spuren von Gluten ­ertragen.

Buchtipp

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