Die SBB-Verantwortlichen haben ab und zu gute Ideen. Etwa damals, als sie den ­Ruhe­wagen einführten. Heute führt jeder Schnellzug Wagen mit, die am Fenster mit ­einem Ruhe­wagen-Signet bezeichnet sind. 

Allerdings ­müssen Reisende ein Billett für die 1. Klasse ­buchen, wenn sie das Reisen in Ruhe vorziehen. In der 2. Klasse sucht man nämlich vergeblich nach einem Ruhewagen. 

Im Zeitalter der Pendler ist das Zugsabteil aber auch für viele Kunden der 2. Klasse ein ­Ersatzbüro. Und für Studentinnen und Schüler der Ort, wo gebüffelt wird. Auch ein gutes Buch liest sich besser ohne Handy-Geläute, ­Kebab-Geschmatze, hippe Schminktipps von Teenagern oder die Geschichten von geplagten Rentnern über die letzte misslungene Hüftoperation. 

Warum gibts keine Ruhewagen in der 2. Klasse? Sind gute SBB-Ideen für Wohlhabende ­reserviert? Nein, eigentlich nicht: Die SBB ­hatten bei der Einführung der Ruhewagen durchaus an alle Kunden gedacht. Aber im Jahr 2009 wurden die Ruhewagen in der 2. Klasse abgeschafft. Warum das? Die Begründung des ­SBB-Sprechers: Am Wochenende seien Kunden  in den Ruhewagen häufig von Familien mit ­Kindern gestört worden. Das habe zu vielen ­Reklamationen geführt. Also habe man die ­Ruhewagen in der 2. Klasse halt aufgehoben.  

Schön, dass die SBB aus Erfahrungen lernen. Wenn diese Praxis der SBB, sich den ­Rücksichtslosen anzupassen, aber Schule macht, sehen wir goldenen Zeiten entgegen: Fahren viele Leute schwarz, wird die Bahn bald gratis.