Jetzt wissen auch britische Touristen, dass es bei den Schweizer Bahnen nicht genügt, ein Billett zu kaufen: Man muss es auch rechtzeitig gelöst haben. Und was rechtzeitig heisst, bestimmen die SBB. «Die Schweizer waren lange stolz auf ihre Bahn», vermeldete letzte Woche die BBC in ihren News, «doch die Billettpolitik hat diese gute Beziehung verdorben.»


190 Franken Busse: Reporterin wehrt sich

Den Anfang des Liebes­entzugs sieht die BBC-Korrespondentin im SBB-Entscheid, in Zügen keine Billette mehr zu verkaufen. Dann schildert sie die ­verwirrende Logik der Bundesbahnen, was ein gültiges Ticket sei. Und schliesslich staunt sie nicht schlecht über die hohen Bussen selbst für Passagiere, die ihr Billett mit dem Handy gelöst haben – aber zu spät. Oder das Ticket wegen eines defekten Geräts auf dem Perron nicht abstempeln konnten und ­eigenhändig entwerteten.

Die BBC-Reporterin weiss, wovon sie schreibt: Eine Kondukteurin hatte ihr Handy-Ticket für ungültig erklärt, weil es aus Sicht der SBB erst 4 Minuten nach Abfahrt des Intercity nach Genf gelöst worden war.

Über die vielen Fall­stricke beim Ticketkauf via Handy oder Internet hat der K-Tipp schon mehrmals berichtet (letztmals in Ausgabe 13/2012). Das Hauptproblem: Die SBB werfen Passagiere ohne und solche mit einem falschen Ticket in den gleichen Schwarzfahrer-Topf. Letztere fühlen sich dadurch ungerechtfertigt kriminalisiert. So auch die BBC-Reporterin. Welches Vergehen ihr zur Last gelegt werde, habe sie erst Wochen nach der Kontrolle begriffen – als ihr die Busse von 190 Franken ins Haus flatterte. SBB-Sprecher Christian Ginsig sagt, der BBC-Fall liege nun auf dem Tisch der Ombudsstelle des Verbands öffentlicher Verkehr. Deshalb wolle man die Angelegenheit bis auf Weiteres nicht kommentieren.


«SBB haben etwas Wertvolles verloren»

Laut Ginsig gilt bei den SBB: «Das Billett muss immer vor Reiseantritt gekauft werden.» Ausschlaggebend sei die fahrplanmässige Abfahrtszeit. Wer also kurz vor dem Einsteigen in einen verspäteten Zug ein Handy-Ticket löst, sitzt schon in der Bussenfalle. «Dieses Problem klären wir zurzeit ab», sagt Ginsig. Seine Entschuldigung für die kun­den­feind­liche Praxis: Das Han­dy-Ticket sei das neuste Produkt in der Palette.

Fazit des BBC-Berichts: «Die SBB haben etwas Wertvolles verloren: das gute Verhältnis zu ihren Kunden.»    


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