Roter Farbstoff in Pillen: Vorsicht vor Allergien
Der Farbstoff Erythrosin oder E 127 ist problematisch. Dennoch ist er in unzähligen Arzneimitteln enthalten.
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Gesundheitstipp 7+8/2007
04.07.2007
Claudia Benetti
Petra Moser (Name geändert) aus Winterthur erkrankte vor zwei Jahren an einer Lungenentzündung. Ihr Arzt verschrieb ihr das Medikament Codipront, das den Husten dämpft. Nachdem Petra Moser Codipront genommen hatte, bekam sie einen stark juckenden Nesselausschlag. Da stellte sich heraus: Das Medikament enthält den Farbstoff Erythrosin (E 127), der die Kapseln des Hustenmittels rot einfärbt. Und Petra Moser reagiert auf Erythrosin allergisch. «Es ist unsinnig, dass die Hersteller die
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Petra Moser (Name geändert) aus Winterthur erkrankte vor zwei Jahren an einer Lungenentzündung. Ihr Arzt verschrieb ihr das Medikament Codipront, das den Husten dämpft. Nachdem Petra Moser Codipront genommen hatte, bekam sie einen stark juckenden Nesselausschlag. Da stellte sich heraus: Das Medikament enthält den Farbstoff Erythrosin (E 127), der die Kapseln des Hustenmittels rot einfärbt. Und Petra Moser reagiert auf Erythrosin allergisch. «Es ist unsinnig, dass die Hersteller die
Pillen färben», ärgert sich Moser. Das diene nur dazu, den Verkauf der Produkte anzukurbeln.
Codipront ist aber nur eines von über hundert Arzneimitteln, die Erythrosin enthalten. Es findet sich auch in Migränemitteln und Eisenpräparaten.
«Der Farbstoff besteht zu 50 Prozent aus Jod»
Für Heinz Knieriemen, Autor mehrerer Fachbücher zum Thema Lebensmittel- und Kosmetikzusatzstoffe, ist es unverständlich, dass in Arzneimitteln ein Farbstoff wie Erythrosin enthalten sein darf. «Künstlich hergestellte Farbstoffe haben in Medikamenten nichts zu suchen», betont er. In der Schweiz und in der EU darf Erythrosin in Lebensmitteln nur noch in Kirschenkonserven wie Cocktailkirschen vorkommen. Für Arzneimittel hingegen gibt es nicht einmal eine Einschränkung. Fachmann Knieriemen ergänzt: «Erythrosin ist einer der bedenklichsten Farbstoffe in Medikamenten.» Er besteht aus rund 50 Prozent Jod. Der Stoff kann neben Allergien auch Krankheiten der Schilddrüse fördern.
Sehr hohe Dosen führten zu Schilddrüsen-Problemen
Codipront-Hersteller Pfizer stützt sich auf die Vorgaben des Heilmittelinstituts Swissmedic. Pfizer-Sprecher Hans Groth: «Die Behörde erachtet Erythrosin als nicht gesundheitsgefährdend und lässt es deshalb in Arzneimitteln zu.»
Monique Helfer von Swissmedic präzisiert, E 127 sei bloss in einer kleinen Menge für Medikamente erlaubt. Und in Versuchen mit Ratten habe der Farbstoff nur nach sehr hohen Dosen Veränderungen der Schilddrüsen ausgelöst.
Das ist für Petra Moser kein Trost. Sie hat für sich die Konsequenzen gezogen: Bevor sie ein Medikament kauft, liest sie jeweils die Packungsbeilage - und zwar ganz genau. Enthält das Präparat E 127, erkundigt sich Moser beim Apotheker, ob es ein ähnliches Medikament ohne Erythrosin gibt.
- Weil der Farbstoff gesundheitlich heikel ist, muss er auf jeder Patienteninfo als Erythrosin (E 127) deklariert sein.
Buchtipp
«Allergien: Erkennen und behandeln». Bestellen Sie den Gesundheitstipp-Ratgeber auf Seite 13 oder unter www.gesundheitstipp.ch.
Erythrosin: Lesen Sie die Packungsbeilage
- Die Packungsbeilage von Medikamenten enthält Informationen über die verwendeten Farbstoffe.
- Generikum und Originalpräparat haben die gleichen Wirk-, aber nicht immer die gleichen Hilfs- und Farbstoffe.
- Verschreibt Ihnen der Arzt ein Mittel mit Erythrosin (E 127): Erkundigen Sie sich beim Apotheker, ob es eine Alternative gibt.